Bei einem Gespräch mit meinem deutschlernenden Freund Fazal erzählte er mir eine Geschichte, die ihm mal einer seiner Professoren an der Uni erzählt hat. Seitdem nutzen wir diese Geschichte immer wieder, um Situationen zu beschreiben, die zugewanderte Menschen betreffen. Dies ist die Geschichte, die Illustrationen habe ich mit Open AI und eigenen Korrekturen erstellt:



Ein Frosch ist als Baby in einen tiefen Brunnen gefallen. Er wird dort unten erwachsen und glaubt, das sei die Welt. Und so ist er mit dem, was er hat, zufrieden.
Eines Tages fällt ein anderer erwachsener Frosch, der sein ganzes bisheriges Leben draußen verbracht hat, zu ihm in den Brunnen.
Der Draußenfrosch ist todunglücklich dort unten, weil er nicht mehr nach oben kann. Aber der Brunnenfrosch kann gar nicht verstehen warum. Für ihn ist das die Welt, er hat kein Konzept von Freiheit, Sonnenlicht und all dem, was der Draußenfrosch vermisst. Der Draußenfrosch kann aber umgekehrt nicht verstehen, wie man so wie der Brunnenfrosch leben kann.
Auf der Suche nach einem positiven Ende für diese Geschichte stieß ich gleich auf drei verschiedene Varianten:
Happily ever after?
Beim Erstellen der obigen Illustrationen schlug mir ChatGPT folgendes Happy End vor:
Es beginnt sehr stark zu regnen und das Wasser im Brunnen steigt so hoch, dass die Frösche den Brunnen verlassen können. Der Draußenfrosch nimmt den Brunnenfrosch mit in seinen Teich und dort leben sie glücklich weiter.



Neu ist nicht unbedingt besser
Als ich diese Geschichte anderen erzählte, begegneten mir noch zwei weitere Varianten für ein mögliches Ende der Geschichte:
Variante 1: Lieber nicht
Was, wenn das, was der Brunnenfrosch draußen sieht, nicht alles so toll ist? Vielleicht sieht er dort Ungerechtigkeiten, Neid oder Gewalt, die er in seiner Welt nicht kannte?
Vielleicht ist ihm die Freiheit das alles nicht wert und er springt lieber wieder in den Brunnen und damit in seine ihm bekannte Welt zurück?
UPDATE 1: Eine Leserin hat angemerkt, dass der Frosch gar nicht zurück nach unten in den Brunnen kann, weil ja das Wasser jetzt bis oben steht.
UPDATE 2: Jemand anderes schlug daraufhin vor, der Frosch könne sich ja einen neuen tiefen Brunnen suchen.
Variante 2: Vogelfutter
Und was ist mit den Gefahren da draußen, an die der Brunnenfrosch nicht gewöhnt ist? Was ist, wenn er nicht lange den Teich und das Sonnenlicht genießen kann, weil er von einem Reiher gefressen wird? War es das wert, oder wäre er besser im Brunnen geblieben?
Welches Ende würdest Du bevorzugen?
UPDATE 3: Olena erinnerte mich, nachdem sie das hier gelesen hatte, an eine ähnliche Geschichte, die ich ebenfalls illustriert habe:
Zwei Frösche fallen in eine Milchkanne, aus der sie nicht mehr raus können.
Der eine Frosch resigniert und bereitet sich darauf vor, da drin zu sterben.
Der andere Frosch fängt an zu strampeln und sich abzumühen, doch noch da raus zu kommen.
Er strampelt so heftig, dass die Milch zu Butter wird und er zum Schluss doch noch aus der Kanne hinaus hüpfen kann.
Bilder: Open AI und eigene Korrekturen
This story has also been published in English.
2 Antworten auf „Vom Frosch und dem Brunnen“
Ich würde lieber die erste Variante wählen. Ich kann nichts schätzen, ohne es ausprobiert zu haben. Es ist mir bewusst, dass ich nur ein einziges Leben habe. Ich will es ja nicht in meiner Komfortzone verbringen. Den Brunnenfrosch nennt man bei uns eine Person, die nur bis zur eigenen Nase sieht. Das ist ja eine negative Eigenschaft.
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