„Das ist ein Wort für meine deutschlernenden Freunde“, war das erste, was ich dachte, als Anna den Impuls für die heutige Blognacht bekannt gab. Immerhin haben wir uns vor einiger Zeit über „Mir ist langweilig“ und die türkische Entsprechung „Meine Seele wird zusammengedrückt“ ausgetauscht. Wenn kurzweilig also das Gegenteil von langweilig ist, dann müsste etwas, das kurzweilig ist, mir die Seele ausdehnen, oder?
“Seele ausdehnen“ klingt jedenfalls nach wohlfühlen und das tut man ja auch, wenn man etwas Kurzweiliges macht. Aber im Gegensatz zu Langeweile haben, sagt man nicht „Kurzeweile haben“. Wieso eigentlich nicht?
An dieser Stelle würde meine Deutschlerngruppe jetzt anfangen zu vergleichen, wie das auf Paschtu, Marokkanisch, Türkisch, Ukrainisch und Montenegrinisch heißt (oder sagt man doch Serbokroatisch – noch so eins unserer Themen der vergangenen Tage).
Das letzte Mal das ich mit sowas kurze Weile hatte, war bei der Redewendung „Mir explodiert gleich der Kopf“. Dabei passiert das ja eher nach langer Anstrengung. Aber egal. Jedenfalls erfuhr ich, dass man sich in der Türkei statt dessen das Gehirn verbrennt während es in der Ukraine schmilzt. Letzteres sei nach Aussage meiner ukrainischen Freundin immerhin weniger permanent als ein explodierter Kopf…
Es ist immer wieder äußerst kurzweilig, solche Vergleiche anzustellen, denn wir kommen oft vom Hölzchen aufs Stöckchen und malen uns auch oft aus, wie solche Redewendungen wohl entstanden sein könnten.
Da überraschte uns kürzlich die Erklärung zu „Alles in Butter“. Während die einen sagen, es hätte mit venezianischem Glas zu tun, sagen die anderen es hänge mit der Qualität der Zubereitung von Essen zusammen. In der Glasvariante soll das zerbrechliche Gut in geschmolzener und dann festwerdender Butter transportiert worden sein. Kam es dann heil am Ziel an, dann weil „alles in Butter“ war. In der zweiten Variante wird einfach das mit Butter zubereitete Essen dem mit Margarine als wohlschmeckender und qualitätvoller gegenübergestellt.
Was mich an meine Familie mütterlicherseits erinnert, bei der es immer hieß, man müsse Essen und vor allem Backwaren unbedingt mit „guter Butter“ zubereiten. Wobei das bei ihnen „der Butter“ hieß, also männlich statt weiblich. Warum, weiß ich nicht. Auch nicht was der Unterscheid zwischen schlechtem und gutem Butter ist. Oder ist schlechter Butter vielleicht Margarine und ist die dann auch männlich?
Bei Thomas und mir wird Butter einfach gar nicht gegendert. Butter ist einfach Butter. Aber in Backwerk gehört unbedingt Butter rein und auch zumindest ein Stückchen ins Essen, dann schmeckt es gleich ein bisschen besser.
Das gute Essen teilen wir dann mit Freunden und führen gute Gespräche, nicht nur über Redewendungen, sondern über Gott und die Welt. Und das ist dann auch jedesmal wirklich kurzweilig. So wie das Schreiben dieses Beitrags grade.
PS. Monkey, monkey, underpants!
Titelbild: OpenAI
Die Blognacht ist eine regelmäßige Veranstaltung von Anna Koschinski, in der der sich Blogger treffen, um spontan etwas zu einem Impuls zu schreiben. Mehr dazu unter blognacht.de