„Wo brichst du gezielt die Regeln?“, lautet das Thema der 55. Blognacht von Anna Koschinski, die ich gestern leider verpasst habe, weil ich es zeitlich nicht geschafft habe. Und da fängt es schon an: Ich schreibe diesen Artikel nicht während der Blognacht, so wie es eigentlich gedacht war, sondern am nächsten Morgen. Im Bett. Noch vor dem Frühstück. Auf dem Tablet. Aber das ist ja kein gezieltes Regeln Brechen, das hat sich halt so ergeben.
Wo breche ich also gezielt Regeln? Ist natürlich so ne Frage an jemanden, der immer erst mal „Warum?“ fragt und nicht einfach blind folgt. Ich konnte noch nie gut mit Regeln um der Regeln willen. Ich wollte schon immer den Sinn verstehen. Das war und ist anstrengend für die, die mich in irgendwas rein zwängen wollen. Und je älter ich werde, desto weniger lasse ich das zu.
Ich überlege auch die ganze Zeit, welche Regeln es überhaupt gibt, die ich befolge? Okay, die Gesetze. Aber da geht es ja auch meistens um Grundlagen des Zusammenlebens oder Organisationsfragen. Da ist das Warum klar und auch in meinem Sinn, sie zu befolgen. Aber sonst? Da haben wir es dann wieder: Welche Regeln sind überhaupt gemeint? Was fällt mir da noch ein…?
Rechtschreibregeln! Klar, ich bin ja ein Sprachnerd. Da gibt es tatsächlich eine Regel, die ich konsequent verweigere: das Du/Ihr in der Anrede klein zu schreiben. Früher war es normal, das zum Beispiel in Briefen, groß zu schreiben, Aus Höflichkeit und Achtung seines Gegenübers. Seit der Rechtschreibreform von 1996 soll man das zumindest im allgemeinen Sprachgebrauch klein schreiben. Bis 2020 war die Großschreibung im privaten Schriftverkehr weiter erlaubt und seitdem in persönlichen Briefen (E-Mails und Chat auch?) „offiziell zulässig, aber nicht mehr obligatorisch“, sagt Chat GPT.
Was mich zum Thema Kommunikation bringt, was ja auch mein berufliches Thema ist. Hier verweigere ich den Marketingbegriff für das, was ich tue. Ich nenne das konsequent Kommunikation und gerate darüber immer wieder in Diskussionen. Allerdings habe ich das Gefühl, dass sich da in letzter Zeit was tut…
Wo wir grade beim Thema Kommunikation sind: Mein Bloggesprächs-Format ist definziv ein gezielter Regelverstoß! Es ist kein schnelles Format, wie so viel sonst online. Es ist kein Interview, sondern ein Austausch. Es bringt quasi den guten alten Briefwechsel ins Digitale. Ist daher vielen Menschen zu lang zum Lesen. Überhaupt, dass es die geschriebene Form zelebriert, entspricht nicht den Regeln. Video und Podcast sind doch grade der Renner!
Mode interessiert mich nicht. Ich hab keine Ahnung, was gerade en vogue ist und es ist mir auch sowas von egal. Kleidung soll sich gut anfühlen und einen warm halten oder schützen. Fertig. Wer Spaß an Farben oder Mustern hat, kann sich dementsprechend ausleben. Aber warum ich meine Garderobe alle paar Monate umschmeißen soll, erschließt sich mir nicht.
Sind das alles jetzt gezielte Regelverstöße? Ist es das, was Anna gemeint hat? Oder ist das alles noch zu brav? Bin ich ein „kleiner Revoluzzer“ oder total brav? Ich weiß es nicht. I am what I am und ich versuche, möglichst wenig Menschen damit zu schaden. Und vielleicht die Welt ein bisschen besser zu machen. Und wenn ich dafür gegen Regeln verstoßen muss, dann werde ich das auch tun.
Titelbild: Erik Tanghe, Pixabay