Diesmal bin ich wieder live dabei bei Annas Blognacht. Heute ist das Thema nur ein Wort: Unbekümmert. Und während ich anfange, diesen Beitrag zu tippen, poppt auf meinem Laptop ständig irgendwas auf, das mich auf Updates oder Neuerungen oder wasweißich aufmerksam machen will. Hey! So kann ich nicht unbekümmert (!) schreiben!
Was mich zur Frage bringt, ob es sowas wie digitale Unbekümmertheit gibt? Oder geben kann? Und dass es sie oft eben nicht gibt, gerade wenn man den derzeitigen Zustand des Webs und der Welt anschaut. Aber hier in meinem Blog bin ich die meiste Zeit schon unbekümmert. Hier unterliegt alles meinen Regeln. solange ich für Backups sorge und meine Hosting-Rechnung bezahle. Manchmal bekommt die Unbekümmertheit einen kleinen Schluckauf, wenn mal technisch was daneben geht, aber das lässt sich lösen. Schreiben wir also – möglichst unbekümmert – weiter:
Wann bin analog noch wirklich unbekümmert? Kann man das als erwachsener Mensch überhaupt noch sein? Oder geht das mit der Kindheit irgendwann verloren, wenn einen die ersten großen Kummer-Erlebnisse treffen? Kann man Unbekümmertsein dann wieder lernen? Oder gibt es Situationen, in denen das von allein passiert?
Bei mir ist das, glaube ich, wenn ich in den Flow komme. Beim Singen, beim Kreativsein, dann bin ich einfach nur noch, und was auch immer ich tue, tut es aus mir heraus. Ohne Nachdenken, ohne Forcieren, es fließt einfach. Das ist ein ganz meditativer Zustand, eine Leichtigkeit, bei der alles andere egal ist.
Aber ist das mit „Unbekümmert“ gemeint? Bedeutet das nicht auch so etwas wie offen auf andere zuzugehen? Ihnen vorurteilsfrei zu begegnen, also ohne Kummer für beide Seiten? Oder auch offen für Neues an sich zu sein? Ist Neugierde immer auch Unbekümmertheit? Als ich jünger war, hatte ich definitiv diese Offenheit. Aber war das auch Unbekümmertheit? Es wurde mir zumindest oft als Naivität oder rosa Brille nachgesagt…
In letzter Zeit beobachte ich an mir, dass ich mich immer weniger dafür interessiere, was jemand denken könnte oder wie ich mich verhalten sollte. Ich traue mich mehr als früher, einfach ich selbst zu sein. Ich kümmere mich nicht darum, was andere davon halten. Nach einigen dunklen Erlebnissen versuche ich einfach wieder, den Weg zu finden, mein mir ganz eigenes Licht zu leuchten.
Ganz unbekümmert.
9 Antworten auf „Unbekümmert (56. Blognacht)“
Ja, zu dem Schluss bin ich auch gekommen: Vielleicht können wir daran arbeiten, (wieder) unbekümmerter durchs Leben zu gehen, zumindest dann, wenn uns nichts akut bedroht oder beschwert. Es ist ja nicht gedankenlos, aber frei von Kummer und Bedenken. Eigentlich ein schöner Zustand, oder? Schön, dass du bei der Blognacht dabei warst 🙂
Danke DIR für diese immer wieder spannende Veranstaltung! Ih schicke Dir hiermit ein großes *HACH rüber! :-*
Liebe Annette,
beim Lesen kommt mir eine Liedzeile von den Bläck Föss in den Sinn „und kümmer dich net drum“.
Irgendwer wird immer doof finden was du machst oder sagst, egal was du tust.
Da können doch auch gleich viel unbekümmerter dran gehen.
Herzlichst
Stephanie
Du weißt ja, wie lang der Weg war, bis hierhin zu kommen. Eine entscheidende Inspiration dazu war/ist Jacob Collier, über den ich gerade eine Beitragsserie angefangen habe. Die zweite Schreibphase der Blognacht nutze ich jetzt auch dafür, dort weiterzuschreiben.
So schön zu lesen, dass du immer mehr unbekümmert DEINEN Weg gehst. Das ist es doch, was mit zunehmendem Alter auch so sein sollte. Wem wollen/müssen wir noch etwas beweisen? Dennoch erlebe ich es selten, dass Menschen sich nicht mehr darum kümmern, was andere von ihnen denken. Lass uns eine Bewegung der Unbekümmertheit starten 😉
Da bin ich gern dabei! 😉
Liebe Annette, ein schöner Text! So viele Ideen, was unbekümmert eigentlich heißen könnte. Mich spricht auch die am meisten an, die sich nicht mehr darum kümmert, was andere Leute denken. In diese Richtung bin ich auch schon ziemlich gewachsen, da ich mich ja mit Minimalismus und dem Weniger-Haben beschäftige. Und klar, auch das wirklich Unbekümmert-Sein, das für mich „ohne Kummer“ bedeutet, ist ein schönes Ziel. Ich denke, man kann es erreichen, je nach dem wie hoch man die Latte für Kummer legt. Danke für deinen Denkimpuls!
Danke, liebe Birte. Ich glaube, es ist auch eine Frage des Alters. Wie sagt Bob in Lost in translation? „The more you know who you are and what you want, the less you let things upset you.“
Eine „Bewegung des bewusst gewählten unbekümmert Seins“
Das wär was – da bin ich dabei.
Für mich sind Kinder das perfekte Vorbild – und wenn ich im Flow bin.
Da geht es mir wie Dir, Annette.
Beim Malen, beim Singen – und manchmal auch beim Schreiben (insbesondere bei Gedichten).
Tatsächlich nehme ich diesen Zustand mittlerweile immer öfter in Anspruch. Ein großer Vorteil des Älterwerdens.