(Gastbeitrag zur 61. Blognacht)
In unserer heutigen Ausgabe von „Interview mit einem Wort“ begrüßen wir ein Gastwort, das wohl eines der meist gehassten Worte aller Eltern ist, dessen Wirken aber sträflich unterschätzt wäre, wollte man es auf seinen Gebrauch durch von ihren Eltern sich abgrenzende Kinder jeglichen Alters reduzieren. Die Rede ist natürlich von Trotzdem.
Sehr geehrtes Trotzdem, fühlen Sie sich von meiner Einleitung zutreffend beschrieben?
Trotzdem: „Überhaupt nicht! Ich habe noch nie so einen Mist gehört. Fällt Dir wirklich nichts besseres ein, als die ollen Kamellen herauszukramen?“
Nun, sehr geehrtes Trotzdem, der Gedanke ist dabei, möglichst am Anfang anzufangen und dann im gemeinsamen Gespräch Ihre verschiedenen Facetten…
Trotzdem: „Jetzt hör doch mal auf mit diesem bescheuerten Sie und dem HerumgeIhre! Ich fühle mich ja schon ganz glitschig von der Schleimerei. Es ist mir vollkommen egal, was Dein Plan für dieses Interview gewesen ist. Es geht hier um mich und ich will das nicht. Zum tausendsten Mal von meinem Namen auf Trotzphase und den ganzen Kram zu kommen, ist laaaang-wei-lig!“
Ich verstehe. Natürlich bedauere ich es, Sie zu langweilen. Aber haben unsere Zuhörerinnen und Zuhörer nicht das Recht, unsere Interviewgäste von allen ihren Seiten kennenzulernen?
Trotzdem: „Nö!“
Wie meinen Sie das jetzt?
Trotzdem: „So wie ich es sage. Also für alle, die dazu noch einen Roman brauchen: Niemand, kein Zuhörer, keine Zuhörerin und auch sonst kein Mensch da draußen hat ein Recht darauf, irgend etwas von mir zu wissen. Punkt, aus!“
Vielleicht, liebes Trotzdem, wäre es doch ganz schön, wenn unsere Zuhörerinnen und Zuhörer etwas über Ihre anderen Seiten erfahren könnten. Denken Sie an die Menschen, die es schwer haben in ihrem Leben es ungeachtet aller Schwierigkeiten schaffen glücklich zu sein.
Trotzdem: „Ach hör doch damit auf! Wie bevormundend ist das denn? Obwohl es so schwer war hat jemand es trotzdem geschafft. Bullshit! Wenn unsere Gesellschaft nicht in der Lage ist, allen Menschen mit ihren Bedürfnissen Chancen zu eröffnen, muss ich daherkommen und alles wieder in Ordnung bringen. Das ist nicht inklusiv! In welchem Jahrhundert bist Du denn stecken geblieben?“
Aha, ich verstehe. Aber dass jede große Erfindung ein Stück weit auch mit Ihnen zu tun hat. Denken Sie an die Erfinder des Flugzeugs, das macht Sie doch bestimmt stolz, oder liege ich da falsch?
Trotzdem: „Du raffst es nicht, oder? Nur weil Menschen Dinge ausprobieren, die von den meisten ihrer Mitmenschen nicht verstanden werden und für die sie oft noch verspottet werden, bedeutet nicht, dass ich damit irgend etwas zu tun hätte. Wer von etwas überzeugt ist, und sei es ach noch so neu und für viele Menschen eine geistige Überforderung, wird versuchen das zu verwirklichen. Wenn es dann tatsächlich funktioniert, wird es auch von anderen verwirklicht, wenn nicht, dann eben nicht. Warum soll ich darauf stolz sein? Also wenn das alles ist, was Du über mich zu sagen hast, dann verliere ich echt so langsam die Lust!“
Es tut mir leid, dass ich sie offenbar verärgert habe, liebes Trotzdem, ich…
Trotzdem: „Und hör jetzt gefälligst auf, mich mit Deiner Verbindlichkeit zu nerven! Mir wird noch ganz schlecht,“
Was wollen Sie denn über sich selbst sagen? Sie haben jetzt doch die Möglichkeit, Ihr Bild in der Öffentlichkeit nach Ihren Wünschen zu beeinflussen. Wollen Sie das nicht nutzen?
Trotzdem: „Nein! Es ist mir egal, wie die Leute mich sehen. Ich möchte von denen doch auch niemanden kennenlernen. Und weißt Du was? Von deinem Herumgeeiere habe ich die Nase jetzt gestrichen voll. Ich werde ab sofort nur noch unverständliches Zeug von mir geben! Da steckt dann immer noch mehr Sinn drinnen, als in deinen bescheuerten Fragen.“
Wollen Sie denn nicht…
Trotzdem: „Galso ut. Ha dust nis gecht wonders egallt. Biber atte, könn blammt oses dade Jenterwen intzt viewigsend ei enem Zunde!“
Äh, was wollen Sie uns sagen, sehr verehrtes Trotzdem?
Trotzdem: „Kalt lendich lie Appe! Nu dervst!
Titelbild erstellt mit Canva
Dies ist ein Beitrag zur 61. Blognacht von Anna Koschinski, den Thomas in Ermangelung eines eigenen Blogs auf annetteschwindt.de veröffentlicht.