Ich habe mein früheres Blog dereinst „In Sachen Kommunikation“ getauft. Schon bald wurde es aber eher zu „In Sachen Facebook und manchmal noch was anderes“. In letzter Zeit habe ich damit gehadert. Ich möchte nicht bloß als Erklärbär gesehen werden. Aber dann begriff ich Folgendes: Meine Leser haben mich durch ihre Rückfragen dazu gebracht, über das zu schreiben, was hier zu lesen steht. Dabei gibt es doch viele Blogs, die über Neuerungen oder Funktionen bei Facebook oder im Social Web berichten. Was unterscheidet mich denn von denen? Die Antwort lautet: ich kommuniziere einfach!
Möglichst laienkompatibel zu schreiben habe ich in meiner Ausbildung als Zeitungsredakteurin und später als Beraterin für Public Relations eingebläut bekommen. Schon damals kam ich zu der Erkenntnis: Wer sich nicht so ausdrücken kann, dass andere es nachvollziehen können, der hat es oft selbst nicht wirklich verstanden.
Folgende (wahre) Geschichte aus meiner Volontärszeit illustriert das sehr schön:
Bolzerer?
Eine freie Mitarbeiterin, deren Artikel auf meine Zeitungsseite sollte, kam mit ihrem Bericht vom Gespräch mit einem Handwerker zu mir. Sie sollte über dessen Geschäft berichten, das gerade eingerichtet wurde. Dummerweise waren die Räume noch leer gewesen und auch noch kein Schild an der Tür, als sie dort angekommen war. Also blieb ihr nur das Gespräch mit dem leider nuschelnden Inhaber, das sie in ihrem Artikel zusammenfasste. Der Mann wurde dort als „Bolzerer“ bezeichnet, sein Geschäft als „Bolzerei“.
Ich hatte noch nie von so einem Handwerk gehört und da der Artikel nicht näher darauf einging, worum es sich dabei handelte, fragte ich nach: Fertigte der Mann Bolzen an? Nein, antwortete mir die freie Mitarbeiterin und gestand, dass sie selbst nicht so genau verstanden hätte, was der Mann da eigentlich für ein Geschäft eröffnen wolle, weil ja noch keine Einrichtung da war und er so nuschelte. Also riet ich ihr, nochmal hinzufahren und sich genau beschreiben zu lassen, was der Mann machte und wofür man das braucht. Denn die Leser würden den Artikel sonst nicht verstehen.
Sie fuhr wie geheißen nochmal zu dem Handwerker hin und kam mit hochrotem Kopf und des Rätsels Lösung zu mir zurück: Der Mann war… Polsterer!
Hätte sie ihn gleich danach gefragt und sich überlegt, ob ihre Leser den Artikel verstehen würden, hätte sie sich die zusätzliche Fahrerei und Blamage erspart. Statt dessen wollte sie nur ihren Artikel hinter sich bringen und scherte sich nicht um die Konsequenzen. Nicht auszudenken, was der Chefredakteur mit ihr und mir gemacht hätte, wäre der Artikel vom „Bolzerer“ unkorrigiert erschienen!
Nur was für Anfänger?
„Können meine Leser das verstehen?“, lautet also die Frage, die ich mir beim Schreiben meiner Artikel oder auch beim Posten im Social Web stelle.
Manche bezeichnen meine Artikel oder Bücher deshalb nach außen wegwerfend als „nur Klickanleitungen“ oder „nur was für Anfänger“. Höchstens hinter vorgehaltener Hand verrät mir der ein oder andere, dass er ohne mein Blog und meine Bücher schon so manchen Kundenauftrag versemmelt hätte. Da sind mir die Agenturchefs, die mir erzählen, dass sie meine Bücher en gros kaufen, „weil das jeder Mitarbeiter von mir auf dem Tisch haben muss“ deutlich lieber! Leider geschieht auch das selten öffentlich…
Dabei ist gerade der Bereich Online-Kommunikation und Social Web so komplex, dass einer allein unmöglich alles wissen und beherrschen kann. Das zuzugeben ist kein Zeichen von Schwäche, sondern zeugt von einer gesunden und professionellen Sicht auf die Materie. Es geht nicht darum, alles selbst zu wissen und allein zu können. Das ist schlichtweg unmöglich. Die Kunst ist, zu wissen, wen man fragen muss, und über ein aktives Netzwerk zu verfügen, über das man sich leicht Zugang zu diesen Informationen verschaffen kann. Wer Wissen hortet, ohne zu teilen, kann sich nicht als Teil dieses Netzwerks etablieren. Interessanterweise sind das dann oft genau die Leute, die sich in ihren Blogposts möglichst unverständlich ausdrücken. 😉
Einige mögen es gar nicht für erstrebenswert halten, sich verständlich auszudrücken. Vielleicht weil sie denken, nur was kompliziert klingt, lässt sie wichtig genug erscheinen. Oder weil sie glauben, dass sie sich damit Beratungsaufträge sichern, wenn man sie erst fragen muss, was sie eigentlich sagen wollten. Leider gibt es immer noch genug Kunden, die auf sowas reinfallen… Andere wiederum würden sich vielleicht gern laienkompatibel ausdrücken, kriegen es aber nicht hin.
Und jetzt?
Wie gesagt: zuerst habe ich mit mir gehadert. Erklärbär werden, war doch gar nicht das, was ich wollte. Dann aber begriff ich – nicht zuletzt durch das Feedback von einigen lieben Kollegen – was mein Alleinstellungsmerkmal ist: Die Dinge, die woanders nur verklausuliert oder für Fachleute zugänglich sind, erkläre ich allgemein verständlich. Weil ich einfach nur von meinen Erfahrungen beim Ausprobieren erzähle und meine Meinung dazu sage.
Das mag einige verärgern, einige mögen es geringschätzen – interessanterweise schlagen sie dann aber doch alle wieder bei mir auf, wenn sie selber eine Frage haben. Andere profitieren mit mir zusammen von der Verschiedenheit unserer Arbeitsweisen in bereichernden Gesprächen, die beiden Seiten Mehrwert bringen und damit auch unseren Lesern/Kunden.
Ich werde also weiterhin versuchen, einfach zu kommunizieren: Mich möglichst laienkompatibel auszudrücken, Undurchsichtiges zu hinterfragen und die grundlegenden Kommunikationsprozesse hinter den Funktionen in Facebook und Co. sichtbar zu machen. Denn Facebook und Social Web sind keine Geheimwissenschaft, sondern sich ständig verändernde Kanäle für eine immer gleichbleibende Sache: ganz normale Gespräche von Mensch zu Mensch.
„Einfach kommunizieren“ ist und bleibt deshalb mein Motto und meint beides: Es einfach tun und es auf einfache Weise zu machen. Dafür braucht es kein Fachchinesisch und keine Buzzwords.
Nachtrag: Meine Beiträge zum Thema „Einfach kommunizieren“ haben jetzt auch einen eigenen Hashtag: #eifko. Bitte verwenden Sie diesen Hashtag mit, wenn Sie einen Beitrag aus dieser Reihe weitersagen.

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