Jeder siebte Deutsche soll einer aktuellen Studie zufolge noch nie online gewesen sein. Andere nutzen vielleicht E-Mail, verweigern sich aber dem Social Web.
Ich beobachte dabei, dass alle früheren Freunde, die so drauf sind, bei mir inzwischen durchs Raster gefallen sind. Warum? Ich kann aus gesundheitlichen Gründen nicht reisen. Also muss der, der sich der Onlinekommunikation verweigert, entweder zu mir kommen, oder das war’s dann eben. Krass? Ja, aber ich hab eben keine andere Wahl.
Telefonieren ist eine Alternative, wenn man sich ab und zu auch mal sehen kann. Lange Briefe zu schreiben krieg‘ ich nicht mehr hin, meine Hände sind so ans Tippen gewöhnt, dass ich beim per Hand Schreiben schnell Krämpfe in die Hand bekomme. Außerdem kann man auf Papier keine Links setzen, Bilder müsste ich erst ausdrucken und Smilies sehen handgeschrieben echt komisch aus. 😉 Und erst tippen, dann ausdrucken, ist auch merkwürdig… Wenn ich dran denke, dass ich früher bis zu 14 Brieffreunde in aller Welt gleichzeitig hatte und es völlig normal fand, Wochen auf Antwort zu warten, kann ich es kaum fassen.
Außerdem hab ich echt ein Problem mit dieser Einstellung von „online ist alles böse“ oder „ich hab lieber echte Kontakte“. So ein Bullshit! Das Online-Kommunizieren ist einfach nur ein weiterer Kanal, der zu den bereits vorhandenen dazu gekommen ist und immer weiter in unseren Alltag Einzug halten wird. Bald wird man nicht mal mehr ein Smartphone dazu brauchen, geschweige denn einen stationären Rechner oder Laptop.
Inzwischen sind fast alle meine Freunde, die ich auch offline treffe, Leute, die ich online kennengelernt habe. Sogar meinen Mann hab ich online kennengelernt und das – wie offline auch – über gemeinsame Interessen, nicht in einer Partnerbörse.
Denn online funktioniert das Leute-Kennenlernen nicht anders als offline: Tennisfreaks lernen sich im Tennisclub kennen, Briefmarkensammler in Tauschbörsen, Tangoliebhaber in der Tanzschule, andere wieder bei der Arbeit. Aber das eben nur lokal. Online gibt es das Ganze genauso, nur eben viel konzentrierter und v.a. global.Die Gespräche, die dadurch entstehen, sind nicht weniger „echt“ oder interessant – eher im Gegenteil!
Es kommt natürlich – genau wie offline auch – darauf an, wo man sich wie bewegt und welche Medienkompetenz man mitbringt.
Und wer heute ernsthaft noch glaubt, dass diese Welt zu retten sei, ohne global miteinander zu kommunizieren, der hat den Knall echt nicht gehört…

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