Das Social Web als lebenswerter Teil unserer Gesellschaft – Interview zu #meinweginsweb mit Falk Hedemann

Es gibt Menschen, die wirken wie ein Ruhepol im manchmal hektischen Weballtag. Ob Falk Hedemann auch offline so ist, wie er online auf mich wirkt, muss allerdings noch erkundet werden. 😉 Bislang sind wir uns nur via Facebook, Twitter und Co. begegnet. Zuerst während seiner Zeit beim t3n-Magazin, dann in Sachen Upload-Magazin, wo ich auch schon Beiträge veröffentlicht habe. Hier erzählt er nun von seinem Weg ins Web:

Bitte stelle Dich kurz vor (Name, Ort, Tätigkeit, Website, Facebook, Twitter, Google+, drei Hashtags)

Seit wann bist Du online unterwegs, wann hast Du angefangen zu bloggen und wann bist Du dem ersten sozialen Netzwerk beigetreten? Wie bist Du dazu gekommen?

Meine ersten Online-Erfahrungen habe ich an der Uni gemacht. Das genaue Jahr habe ich mir nicht gemerkt, denn damals war das zwar schon etwas Besonderes, aber von den heutigen Dimensionen und Möglichkeiten war das WWW Mitte der 1990er Jahre noch weit entfernt. Es gab weder Google noch Facebook oder Twitter. Mit dem Bloggen habe ich nach meinem Studium mit Beginn meiner Selbstständigkeit angefangen. Ich hatte zuvor schon wissenschaftliche Beiträge für verschiedene Webseiten geschrieben und wollte das Schreiben gerne auch in andere Richtungen verfolgen.

2008 bekam ich dann ein interessantes Angebot eines amerikanischen Blognetzwerks, das seine erfolgreichen Blogaktivitäten auch auf Deutschland ausweiten wollte. Ich bloggte dort vor allem über Open Source und Web 2.0 und fungierte zusätzlich als Editor in Chief für alle anderen Netzwerk-Blogger in Deutschland. Diese intensive Auseinandersetzung mit dem Bloggen, hat mich bis heute nicht mehr losgelassen. Interessanterweise war ich sehr früh und lange Auftragsblogger, ich wurde also stets für das Bloggen bezahlt.

Parallel startete auch meine Journalistenkarriere beim t3n Magazin. Anfang 2008 waren die Social Networks noch relativ unbedeutende Plattformen zum Austausch zwischen Personen, doch sie gehörten zu meinem Themenbereich. Ich beschäftigte mich entsprechend intensiv mit Facebook und Twitter und drängte auch immer darauf, dass Social Networks auf den Themenplan von t3n.de gelangten. Ehrlich gesagt fand ich damals die vielen Web 2.0-Tools und die Open-Source-Bewegung viel spannender, aber als Journalist geht man halt nicht nur seinen eigenen Interessen nach. Nach einem anfänglichen Fremdeln mit Facebook und Twitter lernte ich beide Netzwerke schnell schätzen. Gerade weil ich nicht in der Redaktion in Hannover saß, sondern aus dem Home Office gearbeitet habe, waren die Dialogchancen sehr spannend und wichtig für mich. Dazu kamen noch die Möglichkeiten zur Verbreitung eigener Artikel und zum Empfang von interessanten Inhalten, die ich für meine Recherchen nutzen konnte.

Gab es Menschen, die Dich persönlich oder durch Ihre Veröffentlichungen bei Deinem Einstieg ins Social Web begleitet haben?

Ja, die gab es ganz sicher. Allerdings wechselten sie im Wochen- oder Monatsrhythmus, so dass ich sie heute nicht mehr benennen könnte. Auf jeden Fall gehörten Michael Arrington, Richard MacManus und Robert Scoble dazu.

Wie hat sich Dein Weg in Sachen digitale Kommunikation dann bis heute weiterentwickelt (nenne die wichtigsten Meilensteine)?

In meinen fünf Jahren bei t3n habe ich mich intensiv mit Social Media beschäftigt und das auch selbst gelebt. Ich habe mich vernetzt und mit vielen Lesern digital kommuniziert und diskutiert. Mir war es schon damals wichtig, dass ich darüber hinaus aber nicht den Kontakt zum realen Leben verliere und ich möglichst viele Menschen aus meinem virtuellen Leben auch im wahren Leben treffe. Das habe ich nach meinem Abschied von t3n im April 2013 noch intensiviert. Ich finde es immer wieder erstaunlich, was für ein Gefühl sich einstellt, wenn man Personen, die man von Twitter oder Facebook „kennt“ dann zum ersten Mal wirklich trifft. Oft ist es dann tatsächlich so, als würde man sich zum x-ten Mal treffen und sich seit Jahren sehr gut kennen. Zum Bild des Gegenübers werden dann noch Stimme, Mimik und Gestik ergänzt. Anschließend ist das Bild komplett und man begegnet sich auch digital mit einer gewissen Ganzheitlichkeit.

Mein journalistisches Brot verdiene ich übrigens mittlerweile überwiegend im Printbereich, allerdings gehört die digitale Kommunikation bei LEAD digital und Internet World Business zu meinen Kernthemen.

Seit Mitte 2013 gebe ich zusammen mit Jan Tißler (Jati) und Sebastian Schürmanns zudem das UPLOAD Magazin heraus. Das Magazin gibt es als Blog schon sehr viel länger und nachdem ich Jati bei t3n kennengelernt hatte, habe ich dort auch früher schon geschrieben. Für uns ist UPLOAD ein tolles Gemeinschaftsprojekt, bei dem wir nach Herzenslust experimentieren können. Wir probieren Dinge aus, verfeinern sie oder verwerfen sie wieder. Im August 2013 haben wir dann unser erstes digitales Magazin herausgegeben. Uns erschien eine digitale Ausgabe für Tablets, E-Reader und Smartphones einfach logisch für ein Magazin mit rein digitalen Themen wie E-Business, Social Media und Medien. Und auch wenn wir aktuell nach einem Sponsoren suchen, geht es uns doch nicht um die Monetarisierung, sondern nur um die stete Weiterentwicklung ohne jegliche Zwänge.

Zu meiner Neuausrichtung Anfang 2013 gehörte auch der sich über Jahre aufgebaute Wunsch, mein Fachwissen in praktischen Projekten nutzbar zu machen. So bin ich beispielsweise seit 2013 externer Impulsgeber für die digitale Kommunikation beim WWF Deutschland. In den letzten Monaten habe ich den Start von inside.bahn, dem Social Content Hub des Personenverkehrs der Deutschen Bahn als redaktioneller Projektleiter vorbereitet. Momentan liegen einige interessante E-Mails in meiner Inbox, die 2015 für mich sicher zu einem sehr spannenden Jahr werden lassen.

Gibt es Fehler, die Du auf Deinem Weg gemacht hast und wie können andere diese vermeiden?

Mit Fehlern ist das so eine Sache: Sie sind unvermeidbar, trotzdem will sie niemand machen. Das ist zwar verständlich, aber ich kann mich an keinen Fehler erinnern, der letztlich nicht trotzdem ein Schritt auf dem Weg zum meinem jetzigen Stand gewesen ist, mit dem ich mehr als zufrieden bin. Daher wäre mein Rat eher: Nehmt Fehler an, ordnet sie richtig ein und lernt aus ihnen.

Welche Wege empfiehlst Du Einsteigern oder denen, die sich in Sachen digitale Kommunikation fortbilden wollen?

Es gibt zwar reichlich gute Fachliteratur zur digitalen Kommunikation, aber das wäre für mich erst der zweite oder dritte Schritt. Ich würde Einsteigern zunächst die Beobachterrolle empfehlen. Folgt den wichtigsten Leuchttürmen der digitalen Kommunikation und beobachtet, wie sie agieren. Allein daraus lässt sich jede Menge lernen. Im zweiten Schritt sollten dann erste eigene Gehversuche unternommen werden. Wer dabei offen, authentisch und transparent agiert, Fragen stellt und sich aktiv einbringt, wird sich im Laufe der Zeit selbst ein gutes Netzwerk aufbauen. Ein bisschen Geduld und reichlich Engagement sind dafür aber schon nötig. Und dann kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem man selbst Fragen gestellt bekommt, weil man von neuerlichen Einsteigern als Experte wahrgenommen wird.

Welches ist Dein bevorzugtes soziales Netzwerk und warum?

Erstaunlicherweise wieder Facebook. Ich war einige Zeit sehr viel mehr auf Twitter und vor allem Google+ unterwegs, doch die im Laufe der Zeit gewachsene Nähe zu meinen Kontakten bei Facebook hat das Netzwerk für mich zu einer sehr wichtigen Diskussionsplattform werden lassen. Bei Twitter funktioniert das im kleineren Rahmen durchaus auch, aber die Zeichenbegrenzung ist für Diskussionen eben nicht sehr geeignet. Bei Google+ sehe ich seit etwa einem Jahr kaum noch Entwicklungen, entsprechend hat meine Nutzung auch nachgelassen. Aber vielleicht war es auch andersherum 😉

Welche aktuellen Entwicklungen in der digitalen Kommunikation findest Du besonders spannend?

Ich bemühe mich seit Jahren den Unternehmen beizubringen, dass sie ihre digitale Kommunikation von Grund auf ändern müssen. Es ist noch gar nicht so lange her, da wollten Marken (und einige haben es auch getan) ihre Websites abschalten, um nur noch bei Facebook zu kommunizieren. Doch durch den Wandel von Facebook von einem Social Network zu einer Marketing-Plattform sind diese Tendenzen zum Glück vorbei. Ich begrüße den aktuellen Trend hin zum Corporate Blog, Social Content Hub, Digitales Magazin, oder wie auch immer man es nennen möchte, sehr. Nur so können Unternehmen ihre Inhalte perfekt gestalten und für alle Interessierten zugänglich machen. Dazu passt auch das stark gehypte Content Marketing sehr gut.  Nahezu alle Projekte, in denen ich aktuell stecke, beschäftigen sich mit einer dieser Entwicklungen oder verbinden gleich beide miteinander.

Gibt es noch etwas, das Du den Lesern zum Thema Social Web oder digitale Kommunikation allgemein mitgeben möchtest?

Wir erwarten von Unternehmen, dass sie uns transparent, offen, authentisch und unterhaltsam informieren. Nicht weniger sollten wir selbst leisten! Wer selbst freundlich ist, Nutzen stiftet, anderen hilft und selbst in hitzigen Diskussionen souverän bleibt, macht sich zu einer wertvollen Personen-Marke mit einer großen Strahlkraft – und das Social Web zu einem lebenswerten Bereich unserer Gesellschaft.

Vielen Dank fürs Mitmachen, lieber Falk! 🙂

Foto: Sandra Schink

Meine nächste Interviewparterin wird Anja Beckmann sein.
Alle Interviews können nachgelesen werden unter
http://www.annetteschwindt.de/tag/meinweginsweb/


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3 Antworten auf „Das Social Web als lebenswerter Teil unserer Gesellschaft – Interview zu #meinweginsweb mit Falk Hedemann“

Ganz besonderen Dank für folgende Passage! Ich selbst hadere zu oft mit mir. Es tut immer wieder gut zu wissen, dass auch die vermeintlichen Fehler eine Stufe auf der lange Treppe des Lebens darstellen.
„aber ich kann mich an keinen Fehler erinnern, der letztlich nicht trotzdem ein Schritt auf dem Weg zum meinem jetzigen Stand gewesen ist, mit dem ich mehr als zufrieden bin. Daher wäre mein Rat eher: Nehmt Fehler an, ordnet sie richtig ein und lernt aus ihnen.

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