Christa Goede: Faszinierende Möglichkeiten und notwendige Aufklärung

Es gibt Menschen, mit denen ich mich endlos über Gott und die Welt unterhalten kann. Und das online wie offline. Zu diesen Menschen gehört unsere heutige Interviewpartnerin Christa Goede. 🙂 Da war es nur logisch, dass wir sie hier auch zum Thema Digitalisierung zu Wort kommen lassen. 😉

Bitte stelle Dich kurz vor (Name, Ort, Website/Blog, wichtigste drei Social-Media-Profile)

Mein Name ist Christa Goede. Seit 13 Jahren arbeite ich freiberuflich als Texterin und Konzeptionerin . Außerdem blogge ich über Text, Social Media und Authentizität und schreibe unterhaltsame Kurzgeschichten, die in verschiedenen Anthologien bei Eden Books erschienen sind.

In Social Media bin ich auf Facebook, Twitter und Pinterest zu finden – wobei Facebook mein Hauptkanal ist. Dazu hab ich noch gefühlte 1 Million Profil-Leichen in verschiedenen SoMe-Kanälen, denn ich muss immer alles sofort ausprobieren 😉 Doch meist ist die Euphorie sehr schnell wieder vorbei …

Was motiviert Dich dazu, an der Interviewreihe teilzunehmen?

Du hast mich gefragt, ob ich mitmachen will, liebe Annette. 😉 Und weil ich total gerne Fragen zu meinem Lieblingsarbeitsplatz und meiner Lieblingsspielwiese beantworte, bin ich gerne dabei!

Wie digital ist Dein Leben derzeit und wie hat es sich dahin entwickelt?

Ich war schon zu Unizeiten Anfang der 1990er Jahre Internetjunkie, habe via Modem gechattet, recherchiert, organisiert – in einem Monat habe ich sogar mal eine 800 DM hohe Telefonrechnung produziert *seufz*. Was ein Glück gab es dann bald Flatrates! Doch meine Familie war es viele Jahre gewöhnt, dass man mich nicht telefonisch erreichen konnte. Was ein Glück gab es dann irgendwann ISDN und zwei Leitungen. 😉

Ich war von Anfang an fasziniert von diesen neuen Kommunikationsmöglichkeiten – denn genau das war das Internet für mich: Eine Möglichkeit, mich mit Menschen aus der ganzen Welt zu verständigen, auszutauschen, zusammenzuarbeiten. Mit ein paar gedrückten Knöpfchen. Vom Schreibtisch oder heute fast von jedem beliebigen Ort der Welt aus. Wahnsinn!

Im Lauf der Jahre brauchte ich Süchtel dann immer mehr Stoff und arbeitete mich immer tiefer in die Materie ein – und seit etwa 2007 bin ich auch jobmäßig auf die digitale Kommunikation spezialisiert: Das heißt, ich konzeptioniere und betexte seit dieser Zeit Websites für kleine und mittelständische Unternehmen und setze diese dann zusammen mit meinen Partnern um. Seit etwa 2009 bin ich auch in Social Media aktiv und habe mich 2012 an der Fachhochschule Köln zur Social Media-Managerin zertifizieren lassen. Heute betreue ich auf Facebook etliche Fanpages für meine Auftraggeber, diskutiere zu verschiedenen Themen, organisiere Teile meines Arbeitslebens, meine Freizeit und mein soziales Engagement – und genieße dieses stets verfügbare, ganz wunderbare, vollkommen durchgeknallte Großraumbüro in vollen Zügen. 😉

Was findest Du besonders interessant und spannend an der Digitalisierung? Und was bedenklich?

Die vielen Möglichkeiten, mit Menschen zu kommunizieren – und beruflich natürlich auch die sich wandelnden Werbewelten, die sich meiner Meinung nach immer weiter in Richtung echter, authentischer Kommunikation entwickeln. Unternehmen werden durch Social Media geradezu gezwungen, ihre komplette Unternehmens-, Vertriebs- und Kommunikationsstrategien zu überdenken – und zwar intern und extern. Diese Entwicklung finde ich großartig, denn als Werberin kann ich dieses langweilige, profil-, sinn- und nutzlose Werbe-Allerei à la „Wir sind die geilsten, kauft nur bei uns!“ schon ganz lange nicht mehr ertragen. Ich bin froh, dass meine Kunden diesen Schritt schon gegangen sind oder ihn gerade zusammen mit mir gehen: Sie positionieren sich klar, vernetzen sich detailreich und beteiligen sich intensiv am digitalen Geschehen. Denn sie haben verstanden, welch großartige Vertriebs- oder auch Supportmöglichkeiten in diesem Ding namens Internet stecken.

Genial finde ich auch die fast vollständige Demokratisierung von Wissen! Das Wissen dieser Welt ist in jedem Winkel dieser Welt via Internet für alle zugänglich – das ist ein Hammer, der mir immer wieder Gänsehaut macht.

Doch leider gibt es immer mehr Probleme mit Informationen, denn viele Leute haben leider bis heute keine Medienbildung genossen und recherchieren zum Beispiel Links nicht, bevor sie diese in den Sozialen Netzwerken posten. Und deshalb wird manipuliert, was das Zeug hält, es werden eigentlich offensichtliche Lügen tausendfach geteilt – und viele Menschen merken nicht mal, welch stumpfem Blödsinn sie da aufgesessen sind. Wir haben ja schließlich diese Internet erst seit 25 Jahren, da muss man ja Verständnis haben für so viel Unwissenheit… *augenroll*

Was glaubst Du, wie sich die Digitalisierung weiter entwickeln wird?

Ich glaube, dass wir und gerade an einem Scheidepunkt befinden: Entweder, das Internet bleibt ein freier, spannender Raum, im dem zum Beispiel Wissen gesammelt und ausgetauscht wird. Das würde dann auch bedeuten, dass wir mit den ekelhaften Erscheinungen wie Manipulation von Inhalten oder terroristischen Vereinigungen wie dem IS leben müssen – schließlich hat sogar schon der Durchschnitts-Agitator oder der Feldwaldwiesen-Terrorist das Internet entdeckt und weiß es für seine grauenhaften Zwecke zu nutzen. Hier gilt es, durch massive Aufklärung und Medienschulung entgegenzuwirken! Schließlich ist Bildung ein exzellentes Heilmittel in Sachen Dummheit und macht Leute weniger anfällig für menschenverachtende Parolen und Propaganda.

Oder wir bekommen ein stark reguliertes Internet, in dem sich Normalbürger nur noch in vorgegebenen Bahnen bewegen können – so, wie das heute zum Beispiel schon in China der Fall ist. Das wird aber die Gruselgestalten auf dieser Welt nicht abschrecken, sich zum Beispiel via Darknet Sprengstoff zu kaufen und zu Terroranschlägen zu verabreden. Die Sicherheit, die durch derartige Regulierungen erkauft wird, ist also keine … aber das verstehen viele unserer politischen Internetbeauftragten nicht. Weil sie das gesamte Medium nicht verstanden haben.

Können diejenigen mit dem Thema Digitalisierung versöhnt werden, die sich von ihr bedroht fühlen?

Durch Aufklärung, Bildung und Medienschulung. Selbst meine weit über 70-jährigen Eltern haben sich mittlerweile diesem Medium angenähert und genießen die vielen neuen Möglichkeiten, die sich ihnen mit dem Internet erschlossen haben. Meine Mama hat via Facebook alle vier Kinder im Blick und bucht Reisen, mein Vater liest diverse Zeitungen oder ist in Eisenbahnerforen aktiv und frönt so auch digital seinem Hobby. Fragen meiner Eltern beantworte ich gerne und ich erkläre auch immer wieder die groben Zusammenhänge oder kniffelige Social-Media-Funktionen wie die Privatsphäreeinstellungen – so sind sie beide sehr mutig geworden in den letzten Jahren. Ich bin sehr stolz auf sie. 😉

Wie kann man die Menschen dazu bringen, sich mit dem Thema Digitalisierung aktiv auseinanderzusetzen?

Ganz klar: In dem man ihnen die vielen tollen Möglichkeiten aufzeigt, die sich durch die Digitalisierung ergeben. Es muss ja nicht immer Facebook sein, sondern auch ganz praktische Sachen wie die Online-Terminvereinbarung mit der nächsten Autowerkstatt oder die Recherche nach der nächsten Arztpraxis oder einem Bäcker in der Nähe. Oder die Suche nach einem Reiseziel, das die Bedürfnisse der gesamten Familie erfüllt – inklusive Buchung von Flug, Hotel und Mietwagen. Oder die Steuerung der Heizung, des Lichts oder der Rollläden in der Wohnung über eine App. Wichtig ist eben nur, dass die Leute sich umfänglich informieren und vorsichtig sind – denn es gibt auch in der digitalen Welt viele schwarze Schafe, genau wie in der analogen.

Meiner Meinung nach gehört dazu dann auch, dass die Usability immer weiter in den Fokus rückt – denn sogar mich bringen manche Apps oder Websites zur Verzweiflung, weil sie einfach total unsinnig programmiert sind!

Gibt es noch etwas, das Du schon immer zum Thema Digitalisierung sagen wolltest?

Liebe Digitalisierung, mach weiter so! Lass dich nicht einschüchtern von Leuten, die dich regulieren wollen, ohne dich auch nur in Ansätzen verstanden zu haben. Lass dich nicht ärgern von Leuten, die dich zu manipulativen Zwecken nutzen oder Straftaten verüben. Verzweifle nicht an Leuten, die sich nicht intensiv mit dir beschäftigen wollen und dann lieber motzen, dass das alles total scheiße ist mit diesem Internet und früher sowieso alles besser war.

Bleib einfach so, wie du bist: wild, frei, kreativ und jeden Tag anders. Danke dir.

Vielen Dank fürs Mitmachen, liebe Christa! 🙂


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