„Wir müssen auch zuhören!“ – Raul Krauthausen im Interview zu #meinweginsweb

Mit meinem heutigen Interviewpartner verbinden mich verschiedene Internet-Projekte in Sachen Menschen mit Behinderung, weshalb Raul Krauthausen auch zum Netzwerk von schwindt-pr gehört. Wie er aber ursprünglich dazu gekommen ist, sich mit digitaler Kommunikation zu beschäftigen, wusste ich bisher nicht. Zeit, ihn in meiner Interviewreihe #meinweginsweb zu Wort kommen zu lassen:

Bitte stelle Dich kurz vor (Name, Ort, Tätigkeit, Website, Facebook, Twitter, Google+, drei Hashtags)
Mein Name ist Raul Krauthausen, ich wohne in Berlin, arbeite beim gemeinnützigen Verein SOZIALHELDEN e.V. und blogge unregelmäßig unter www.raul.de über Projekte und zu den Themen Behinderungen, behindert sein/behindert werden, Inklusion und Barrierefreiheit.

Meine wichtigsten Social-Media-Kanäle sind:

Meine drei Hashtags wären: #Inklusion, #Barrierefreiheit und #desKleinenMannes

Seit wann bist Du online unterwegs, wann hast Du angefangen zu bloggen und wann bist Du dem ersten sozialen Netzwerk beigetreten? Wie bist Du dazu gekommen?
Ich glaube, meine erste Website hatte ich 1997. Damals noch bei AOL. Aus dieser Zeit ungefähr stammt auch noch meine Domain raul.de, als es noch vierstellige Domainnamen gab. 😉

Ich fing an, mir HTML beizubringen, und blubberte Unbedeutendes ins Netz. Um die 2000er begann ich dann, mit Blogsoftware zu experimentieren und über meine Arbeit und Projekte bei diversen Werbeagenturen zu schreiben.

Das erste Social Network, dem ich beitrat, war glaube ich StudiVZ. Da waren anfangs all meine Freunde. Später dann bin ich beruflich Facebook und Twitter beigetreten. Inzwischen experimentiere ich mit Snapchat, Instagram und YouTube.

Gab es Menschen, die Dich persönlich oder durch Ihre Veröffentlichungen bei Deinem Einstieg ins Social Web begleitet haben?
Ja. Es war ganz maßgeblich Johnny Haeusler von spreeblick.com. Er arbeitete damals bei Radio Fritz und ersann die Sendung “Trackback”. Das hat mich schwer beeindruckt. Ich fand es spannend, wie Radio und Internet begannen zu verschmelzen. Johnny hat auch eine super gute Art zu schreiben. Sie ist nicht so belehrend, sondern einfach empathisch und fragend demütig gegenüber dem, was gerade als “Neuland” auf uns zu kommt.

Wie hat sich Dein Weg in Sachen digitale Kommunikation dann bis heute weiterentwickelt (nenne die wichtigsten Meilensteine)?
Anfangs lernte ich einfach HTML. Später dann beschäftigte ich mich beruflich in Werbeagenturen und dann ebenfalls bei Radio Fritz mit Internetkonzeption. Mich faszinierte die Fragestellung, was können wir unseren Hörern bieten, was es noch nicht gibt? Wie kann das Netz dabei helfen, mit den Hörern in einen Dialog zu treten?

Gibt es Fehler, die Du auf Deinem Weg gemacht hast und wie können andere diese vermeiden?
Ja, wir fingen an, eine eigene Community zu bauen. Mit allem Drum und Dran. In einer Zeit, in der eigentlich schon alle Hörer bei StudiVZ, MySpace oder Facebook waren. Es machte, rückwirkend betrachtet, keinen Sinn, es als öffentlich-rechtliche Anstalt technisch mit den Großen aufzunehmen. Stattdessen hätten wir gleich dort hingehen sollen, wo die Hörer sind. Das haben wir dann letztendlich auch gemacht.

Welche Wege empfiehlst Du Einsteigern oder denen, die sich in Sachen digitale Kommunikation fortbilden wollen?
Ich glaube, dass es Sinn macht, sich zu überlegen, was man der Welt da draußen mitteilen möchte. Was ist der USP, das Alleinstellungsmerkmal? Ich habe mir irgendwann überlegt, dass es bei mir die Tatsache ist, dass ich eine Behinderung habe. Ich möchte den Followern für zehn Sekunden am Tag einen kurzen Einblick in das Leben eines Menschen mit Behinderung geben. Mit all seinen witzigen, tragischen oder auch langweiligen Situationen.

Welches ist Dein bevorzugtes soziales Netzwerk und warum?
Um ehrlich zu sein, ganz langweilig, mag ich Facebook gerade am meisten. Denn es ist, was meinen Freundeskreis angeht, das am weitesten verbreitete.

Welche aktuellen Entwicklungen in der digitalen Kommunikation findest Du besonders spannend?
Ich bin gespannt, wie sich VR auf Facebook und YouTube entwickeln wird. Und ob die Jugend Facebook wirklich abschwört, wie ja gerne behauptet wird. Ist Snapchat wirklich das neue Ding?

Gibt es noch etwas, das Du den Lesern zum Thema Social Web oder digitale Kommunikation allgemein mitgeben möchtest?
Ja, ich finde es ungemein wichtig, dass wir das Internet nicht ausschließlich als Sendeplattform wahrnehmen, sondern auch zuhören, was zurückkommt. Was die Leser sich wünschen, rückmelden oder kritisieren. Ich finde, das passiert noch viel zu selten.

Herzlichen Dank für Deine Antworten, lieber Raul! 🙂

Foto © Andi Weiland

Alle Interviews dieser Reihe können nachgelesen werden unter
http://www.annetteschwindt.de/tag/meinweginsweb.


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