Ein Lieblingsbuch meiner Kindheit war „Nachts auf der Mondscheinallee“ von Margot Potthoff. Darin geht es um die Geschwister Jan und Pepi, die ihre Weihnachtsferien auf einem Bauernhof im Taunus verbringen, der in Wirklichkeit ein Refugium für Fabelwesen ist. Der Geist Graf Ambrosius und Karlchen, der Vampir, sind in die Nixe Babett verliebt, die Hexe Madame Adele ist eifersüchtig und der Zentaur Titus liebt Fernsehen und Bier. Der Drache Kuno frisst alles, was er kriegen kann, und die Buschelfe Hortense mit ihrer Tochter Aline ist viel zu vornehm für all das. Und dann kommt auch noch ein Teufel vorbei… Ich liebte dieses Buch!
Was mich aber immer wahnsinnig wurmte, war die Tatsache, dass schon auf der ersten Seite auf einen vorhergehenden Band angespielt wurde, den ich einfach nicht kriegen konnte. Das war um1980, in unserem Dorf gab es keine Buchandlung und Internet war noch lange hin. Also las ich „Nachts auf der Mondscheinallee“ immer wieder und fragte mich, wie Jan und Pepi sich wohl gefühlt hatten, als sie zum ersten Mal bei Onkel Alex ankamen und die Fabelwesen kennenlernten. Irgendwann gab ich dann auf. Ich musste mich wohl damit abfinden, es nie zu erfahren…
2016: Kürzlich unterhielt ich mich mit meinem Mann Thomas über Lieblings-Kinderbücher und damit auch über „Nachts auf der Mondscheinallee“, das er nicht kannte. Da ich dieses Buch aus dem Jahr 1979 noch immer habe, zeigte ich es ihm und klagte auch darüber, dass ich nie den ersten Band bekommen konnte. Der musste ja noch vor 1979 erschienen sein.
Thomas tat, was er immer in solchen Situationen tut: Er öffnete Wikipedia, suchte die Autorin Margot Potthoff und durchforstete ihre Veröffentlichungsliste nach einem möglichen ersten Band. Der einzige, der vom Titel her in Frage kam, war „Mein dicker Freund, der Drache Kuno“. Nächster Schritt: Suche auf amazon. Und tatsächlich! Ein gebrauchtes Exemplar war noch zu haben. Natürlich hat er es mir gleich bestellt.
Heute ist es angekommen, stockfleckig und modrig müffelnd, aber intakt und vor allem lesbar. Ich ließ alles stehen und liegen und las es in einem Rutsch durch. 36 Jahre hat es gedauert bis ich das tun konnte und ich habe jeden Moment herzlich genossen. 🙂
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Disclaimer: Ich verdiene nichts an diesem Artikel und wurde weder vom Autor noch vom Verlag oder sonst jemandem dazu aufgefordert, ihn zu veröffentlichen. Wenn ich hier im Blog etwas empfehle, dann weil ich eine Geschichte dazu zu erzählen habe. Ich veröffentliche keine bezahlten Beiträge.
Dies ist mein persönliches Blog, auf dem ich alle meine vorherigen Websites zusammengefasst habe. Daher die buntegemischten Themen: Ich führe Bloggespräche und blogge über Persönliches, Digitales und Kulturelles. Ich liebe es, Menschen zu fotografieren und mich mit Kunst zu beschäftigen. Manchmal schreibe ich auch noch was anderes als Blogbeiträge. Für andere bin ich als Wegbegleiterin in Sachen Kommunikation aktiv. Vor allem bin ich aber eins: Ein Mensch!
12 Antworten auf „Nach 36 Jahren endlich gefunden“
Das ist ja jetzt sehr lustig. Ich besitze das Buch “ Mein dicker Freund der Drache Kuno“ und habe es in meiner Kindheit geliebt. Nun bin ich 45 Jahre alt und habe dieses Buch vor ein paar Wochen noch einmal gelesen und mir vorgestellt, wie eine Fortsetzung davon aussehen könnte oder auch eine Filmadaption. Nun sehe ich hier, dass es wohl eine Fortsetzung gibt. Nun werde ich mich wohl, genau wie Sie bei Teil 1 auf die Suche begeben müssen. Liebe Grüsse, Andrea Thiesen
Klasse, genau umgekehrt! 🙂 Bin gespannt, wie Dir Teil 2 gefällt!
So geht es mir nun auch, ich wusste gar nicht das es einen zweiten Teil gibt, den suche ich jetzt.
Habe den zweiten Teil bei ebay gefunden und für 4 Euro gekauft. Kam heute an, und gleich angefangen zu lesen. Man fühlt sich gleich wieder jung. Und den ersten Teil kann man sich auf YouTube sogar vorlesen lassen
Das ist eine schöne Geschichte. Mir geht es ähnlich mit einem Buch aus meiner Kindheit. Ist allerdings schon etwas länger her, denn ich bin bereits 72. Ich weiß weder Autorin noch Titel, nur dass es dabei um ein Apfelhaus ging, und in dem Apfelhaus lebten die Apfelkerne. An mehr kann ich mich leider nicht erinnern. Aber vielleicht gibt es jemand, der das hier liest und sagt: Oh, das kenn ich.
Hanni
Hallo Annette,
Du hast mir mit Deinem Blog eine grosse Freude bereitet. Ich war nie auf die Idee gekommen, den Namen meiner Mutter, Margot Potthoff, zu googlen. Gerade hat mich eine Verwandte darauf gebracht, dass es verschiedene Eintraege ueber meine Mama im Internet gibt und ich bin auf Deinen Blog gestossen. Es ist wunderbar zu hoeren, dass ihre Buecher – auch nach so vielen Jahren noch – Menschen eine Freude bereiten und sie sogar in Aufregung versetzen. Meine Mutter ist 2016 verstorben, aber wenn sie dies hoeren wuerde, waere sie begeistert.
Sie hat ihre Buecher immer fuer die Altersgruppe, in der ich gerade war, geschrieben und als ich erwachsen wurde, hat sie sich an Romanen versucht, leider ohne den Erfolg, den sie als Kinderbuchautorin hatte. Haette sie als Kinderbuchautoring weitergemacht, haette sie sicher noch vielen Kindern Lesevergnuegen bereitet. Fuer meine Kinder hat sie ein paar ganz entzueckende Kurzgeschichten geschrieben, die meine Kinder immer wieder vor dem Zubettgehen hoeren wollten.
Beste Gruesse
Heike
Liebe Heike, vielen Dank für Deinen Kommentar, das hat mich jetzt sehr berührt! Das ist das Schöne an Blogbeiträgen. Sie können von jedem und auch noch viel später gefunden werden und so Menschen zusammenbringen, die sich sonst nie gefunden hätten. Grüß mir Jan und Pepi und alle! Ich hoffe noch heute, dass es den Hof von Onkel Alex wirklich gibt und dass es allen gut geht! ❤️
Liebe Heike, meine Mama hat mir das Buch „Mein dicker Freund der Drache Kuno“ als Kind vorgelesen. Ich bin jetzt 51 und hatte das Glück, es auch unseren beiden Töchtern vorlesen zu können, die es beide auch toll fanden/finden. Die jüngere ist jetzt 12 und hat sich neulich, also sie krank war, gewünscht, dass ich ihr daraus wieder vorlese. Dieses Buch ist etwas Besonderes und ich werde es immer lieben. Deine Mama hat da etwas ganz tolles geschaffen! Dieser Tage ist der Deckel abgefallen und der Buchrücken ist auch ab. Jetzt überlege ich, wie ich es retten kann, denn einfach mit Paketband kleben kommt mir nicht passend vor. Mal sehen, wie ich es mache. Aus Neugier habe ich mal geschaut, ob es gebraucht erhältlich ist und habe eine Ausgabe für 40 Euro gefunden! Absolut angemessen und hätte ich keines, würde ich es wohl kaufen.
Ich hab‘ sogar den 2. Teil „Nachts auf der Monscheinallee“. Meine Mama hatte einfach den richtigen Riecher, was gut ist. Ganz liebe Grüsse, auch an Dich liebe Annette, danke für diesen schönen Blog! Meriam
Hallo Meriam, vielleicht gibt es in Deiner Umgebung jemanden, der Bücher restauriert? Frag mal in einem Antiquariat oder einer Bibliothek, die sollten sowas wissen. Oder sonst frag mal Adele – wobei… dann wächst am Ende ein Rosinenbrötchen draus… 😉
Wunderschön!Ich habe dieses Lieblingsbuch von meiner Uromi bekommen,ich liebe es noch heute;es ist fast das einzige Andenken das ich an Sie habe.Jetzt bin ich 52.Ich glaube fest an Wesen die nicht unbedingt auf den ersten Blick erkennbar sind und hoffe auch dass es das Zuhause für die Fabelwesen wirklich gibt.
Was für ein „Zufall“,dass ich diese schöne Seite gerade entdeckt habe!
Danke!
Liebe Annette,
seit Jahren habe ich versucht, mich an den Buchtitel des von mir so heißgeliebten Buches meiner Kindheit zu erinnern. Ich wußte nur noch, daß ein Zentaur vorkommt. Dank Deiner ausführlichen Beschreibung des zweiten Bandes, konnte ich meinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen, ich kannte als Kind nur den ersten Band, den ich aber leider nicht mehr habe. Bis die nun bestellten beiden (ich muß ja wissen, wie es weitergeht) Bände eintrudeln, lasse ich mir jeden abend ein Kapitel vorlesen (Dank an Rolf Weitz (s.o.) und HöraufdieWolf! auf youtube). Welch Vergnügen!
@ Meriam Busch-Hassan: ich kenne jemanden, der Bücher reparieren kann und kann es auch mittelmäßig selber… vielleicht kannst Du den Kontakt herstellen, Annette?
Liebe Grüße
Anja
Liebe Anja, das ist ja toll, vielen Dank. Ich habe Meriam eine Mail geschickt und sie gefragt, ob noch Interesse an einer Reparatur besteht. Mal sehen, ob sie sich meldet.
Und für alle: Die genannte YouTube-Playlist findet Ihr unter
https://youtube.com/playlist?list=PLXRmkSo8HQJA-GrZhchEIl4njJstxJPS0