Artists I like – Roberta Bergmann

Roberta ist mir bei einer Bloggerveranstaltung online aufgefallen, in der wir zusammen in einer Breakoutsession waren. Doch statt uns über das vorgegebene Thema zu unterhalten, ging es erstmal um Kunst wegen meinem Hintergrund und wegen der Sketchnote, die sie gerade zu malen begann. Mit einer Skizze von mir mit Dutt und Kopfhörern. Wir vernetzten uns, ich schaute mir einige ihrer Videos an und fragte sie, ob sie bei meiner Interviewreihe mit Künstlern mitmachen würde. Hier ihre Antworten:

Bitte stelle Dich kurz vor (wer bist Du, wo lebst und arbeitest Du, welche Arten von Kunst machst Du):

Mein Name ist Roberta Bergmann und ich lebe und arbeite in Braunschweig. Dort habe ich auch Kommunikationsdesign mit den Schwerpunkten Illustration und Buchgestaltung studiert. Seit dem Studium beschäftige ich mich auch mit vielen künstlerischen Techniken: Ich male mit Acryl auf Leinwand, ich zeichne mit Tusche und Tinte, ich drucke z.B. mit Siebdruck, Linol- und Holzschnitt. Seit 2018 habe ich ein eigenes Atelier in einem Künstlerhaus und male, drucke und zeichne hier. Dabei kann man mir sogar über die Schulter schauen, denn ab und an filme ich diesen kreativen Prozess auch.

Atelier-Video „Abstrakte Malerei mit Acryltusche“ in Kooperation mit der Farbfirma Crazy Canvas, 2025

Machst Du öfter Sketchnotes wie bei unserem ersten Aufeinandertreffen?

Ja, ich würde es gar nicht als Sketchnotes bezeichnen, aber wahrscheinlich ist es das schon. Ich habe immer mein Skizzenbuch dabei, egal, ob online oder offline. Und ich kann sehr gut zuhören und zeichnen gleichzeitig. Oder ich zeichne draußen in der Natur oder in einem Café.Das hat den Vorteil, dass ich mir so leichter ein Bild als Erinnerung an die Veranstaltung oder den Ort generiere.

Screenshot aus dem Video „Skizzenbuch-Tour – Mixed Media“, 2025

Warum bist Du Künstlerin geworden?

Keine Ahnung. Ich wollte mich immer gern ausdrücken, schätze ich. Ich habe immer schon geschrieben, gezeichnet, gemalt und mir Geschichten ausgedacht. 

Illustrationen aus dem Buch „Laternenträume. Gedichte von Wolfgang Borchert“, erschienen im Kunstanstifter Verlag 2024

Seit wann bist Du als Künstlerin tätig und wie haben Du und Deine Kunst sich seitdem entwickelt? (Erzähl bitte kurz Deine Geschichte)

Ich habe bereits als Jugendliche an Kunstkursen außerhalb der Schule teilgenommen. Statt draußen zu spielen oder was mit Freunden zu machen, bin ich zu einem Künstler aus meiner Heimatstadt gegangen, der ein Atelier hatte und da hab ich gedruckt, gezeichnet, Skulpturen gebaut und gebildhauert. Ich war immer schon neugierig, wie man Dinge mit den eigenen Händen erschaffen kann. Dann hab ich an einer Kunsthochschule studiert, wo es tolle Werkstätten gab, die ich alle genutzt habe (Holzwerkstatt, Buchbindewerkstatt, Druckwerkstatt, Fotolabor, Fotostudio, Videoschnitt, Filmstudio …). Und nach dem Studium habe ich mich selbständig gemacht. Das Geld habe ich mit Grafikdesign verdient und nebenbei Kunst gemacht, diese ausgestellt und auch verkauft. Heute versuche ich von meinem künstlerischen Output zu leben, was nicht immer einfach ist. Aber es ist das, was ich machen will. Außerdem gebe ich Workshops, halte Vorträge, schreibe Bücher übers Kreativsein und ich habe seit 6 Jahren einen Podcast “Der kreative Flow”, wo ich mit anderen Kreativen über die kreative Arbeit spreche.

Podcastcover von „Der kreative Flow“, seit 2019

Wie und mit welchen Materialien arbeitest Du?

Am liebsten arbeite ich immernoch analog. Wenn ich auf Papier arbeite, dann gern mit Buntstift, Feder und Tusche, Tinte, Aquarellfarbe oder diversen Pigmentmarkern. Auf Leinwand mit Acrylfarbe und Acryltuschen, ich habe jetzt aber auch angefangen, mit Ölfarbe zu malen. Ich illustriere Bücher, da starte ich meistens mit analogen Techniken, dann digitalisiere ich die Zeichnungen und arbeite mit Photoshop weiter. Ich probiere gern neue Techniken aus und es gibt fast nichts, was ich noch nicht gemacht habe. Hier mal eine Aufzählung, was ich bereits ausprobiert habe oder nutze: Holzschnitt, Linolschnitt, Siebdruck, Monotypie, Alugrafie, Lithografie, Fotografie (analog, s/w und Farbe im Labor), Scherenschnitt, Collage, Aquarellmalerei, Gouache, Acryl, Öl, Tusche und Tinte …  

Roberta zeichnet großformatig mit Feder und Tusche auf Papier, 2024

Wie/wo findest Du Inspiration?

Ich finde alles inspirierend. Das kann ein Spaziergang in Stadt und Natur sein, dazu habe ich auch ein Buch geschrieben. Oder ich gehe auf Ausstellungen, ins Museum oder höre Podcasts.

Manchen Künstlern geht es mehr um den Schaffensprozess als um das Ergebnis. Wie ist das bei Dir und wie stehst Du zu den fertigen Bildern?

Beides finde ich wichtig, der Prozess aber auch das Ergebnis. Denn das Ergebnis ist das, wovon ich hoffentlich meine Miete bezahlen kann. 

Natürlich ist der Weg das Ziel und unheimlich bereichernd für mich. Aber der Weg bis zum fertigen Werk ist auch immer anstrengend, denn nicht immer klappt es so, wie man es sich vorher vorgestellt hat. Ich habe aber gelernt, das genauso zu akzeptieren und das Unerwartete zu begrüßen und gut zu finden. Im Prozess lerne ich jedes Mal etwas Neues, mache Fehler, entdecke neue Möglichkeiten und das bringt mich dann zu einem neuen Bild. Ich finde, es wird viel zu wenig über den Schaffensprozess gesprochen und die wenigsten Künstler lassen da über ihre Schultern blicken. Deshalb habe ich letztes Jahr mit YouTube in meinem Atelier angefangen, auch um anderen Mut zu machen und zu zeigen, es ist kein Hexenwerk, wenn ein Bild entsteht, sondern es ist ein kreativer Prozess mit Höhen und Tiefen, mit Fehlern und Erkenntnissen und mit ganz viel Übung!

Atelier-Video „Gegenständliche Acrylmalerei im Großformat“ in Kooperation mit der Farbfirma Kreul, 2024

Beuys hat gesagt: „Jeder Mensch ist ein Künstler“. Stimmst Du dem zu (und warum/warum nicht)?

Ja, dem stimme ich zu. Ich glaube, alles kann Kunst sein, deswegen kann auch jeder ein Künstler sein. Dazu habe ich auch ein schönes Interview mit der Künstlerin Volane in meinem Podcast geführt. 

Aber nicht jeder möchte ein Künstler oder eine Künstlerin sein. Dann wird diese künstlerische Seite eben nicht weiter geschult und verfolgt und ist bei der Person dann nicht ausgeprägt.

Roberta im Atelier, 2024

Wie bist Du darauf gekommen, Dich auf Social Media mit dem Thema Kreativität zu beschäftigen und was ist das Ziel dieser Aktivitäten?

Ich schreibe seit mehr als zehn Jahren Bücher über Kunst, Design und Kreativität. Da lag es nahe, das auch über die sozialen Medien zu verbreiten und zu zeigen, was ich geschrieben und zu sagen habe. Außerdem kann ich mich selbst mit meiner künstlerischen und kreativen Arbeit bei Instagram, YouTube und Co präsentieren und so neue Kunstkäufer*innen auf mich aufmerksam machen. Seit etwa 10 Jahren habe ich auch einen Onlineshop für meine Kunst und meine Bücher. Alles, was ich dort verkaufe, muss auch gezeigt und beworben werden. Das tue ich zum Beispiel durch meine Newsletter oder eben auch durch die sozialen Medien. Denn einfach drauf zu warten, dass jemand meinen Shop findet, ist eher schwierig. Ich finde es toll, dass man z.B. bei Meta die Möglichkeit hat, seinen Shop und die Produkte mit den Postings zu verknüpfen. So kann man direkt über einen Post auf meiner Instagram-Seite ein Buch oder Bild von mir kaufen!

Durch meinen Podcast und den Blog zu “Der kreative Flow” sind dann auch die Social Media-Kanäle dazu entstanden. So kann ich die Bloginhalte, meine Kurse und Workshops oder Events und Aktionen über Instagram und Co vermarkten.

Auswahl an eigenen Produkten aus Robertas Onlineshop

Was ist Deine Definition von Kunst?

Wie schon gesagt, alles kann Kunst sein. Es liegt im Auge des Betrachters. Ich bin total offen und lasse jeder Person den eigenen Kunstgeschmack und die eigene Definition, was Kunst ist. Für mich persönlich ist Kunst alles, was mit Schreiben, Malen, Zeichnen, Bildhauern, Performance, Tanz, Schauspiel und Gesang zu tun hat. sofern es von Menschen gemacht ist. Reine generative künstliche Intelligenz und deren Ergebnisse sind dagegen für mich keine Kunst, denn sie ist nicht von einem Menschen geschaffen.

Welches ist Dein liebstes eigenes Kunstwerk und warum?

So etwas habe ich nicht. Es ist nicht möglich eins als Superlativ zu benennen.

Hast Du eine/n Lieblingskünstler/in und wenn ja, wer ist es und warum? (Oder warum nicht und hast Du andere Vorbilder?)

Ich liebe die Malerei von Francis Bacon, die Arbeiten von Alberto Giacometti (vor allem die gemalten Portraits), ich habe gerade die Illustrationen von Andy Warhol entdeckt (Feder und Tusche mit Aquarellmalerei, am Anfang seiner Karriere hat er kleine Bücher für Freunde und Bekannte illustriert und sich ausgedacht) oder Fotografien von Sascha Weidner und Kristian Schuller. Ich liebe Romane von Audrey Niffenegger und Wolf Haas, schreiben sie ein neues Buch, muss ich es sofort haben und es wird direkt gelesen! Ich höre gern die Musik von Archive, Ghostpoet, Fiona Apple oder Tricky. Ach, da gibt es so viel! Ich umgebe mich auch viel mit Kunst, sammle Originale von Künstler*innen, die ich mir leisten kann … Vorbilder habe ich eher nicht. Aber sicherlich haben mich alle genannten auch inspiriert, was meine eigene Arbeit angeht.

Atelier-Video „Minicollagen – Collage und Illustration“, 2025

Könntest Du leben, ohne Kunst zu machen?

Nein!

Wo können Dich andere online finden?

Einfach mal googeln. Sogar Wikipedia glaubt, mich zu kennen … Ansonsten gern bei Instagram und YouTube folgen und meinen Podcast in der Lieblingsapp oder Plattform abonnieren. Das hilft mir sehr! Und beim Podcast kann man sogar mitmachen. Dazu kann man hier eine Sprachnachricht schicken, die ich dann im Podcast ausspiele.

Inwiefern profitierst Du als Künstlerin von Deiner Präsenz online?

Ich profitiere total davon, online sichtbar zu sein. Mindestens 50% meiner Buch- und Kunstverkäufe generiere ich über Onlinekund*innen. Anfragen für Workshops und Vorträge kommen sicherlich auch, weil ich im Netz gut sichtbar bin. 

Foto-Selbstportrait mit Illustrationen aus dem Buch „Laternenträume. Gedichte von Wolfgang Borchert“, erschienen im Kunstanstifter Verlag 2024

Gibt es sonst noch etwas, das Du den Lesern mitteilen möchtest?

Wenn Euch etwas gefällt, z.B. ein Werk eines/einer Künstler*in, Musiker*in, Schriftsteller*in, Illustrator*in, lasst es sie unbedingt wissen: Liket das Gesehene, schreibt einen Kommentar oder schickt eine Nachricht, dass Ihr es gut findet. 

Wenn man das Werk rezensieren kann, dann MACHT DAS BITTE! Schreibt eine Rezension für einen Podcast, schreibt eine Buchbesprechung bei Amazon (oder einer anderen Plattform). Jedes Feedback hilft! Es ist wie der Applaus auf der Bühne, nur eben online. Und nehmt all den Content online nicht als selbstverständlich hin. Wertschätzt die Arbeit des bzw. der Kreativen, indem Ihr sie zum Beispiel supportet. Ich selbst bin bei Paypal und Steady. Dort kann man mir jeder Zeit etwas für meine kreative und kostenlose Arbeit zurückgeben. Ich selbst handhabe das auch so und unterstütze monetär andere Kreative mit einem Abo oder einer einmaligen Zahlung. Das sollte selbstverständlicher werden und sein.

Vielen Dank für Deine Antworten, liebe Roberta!

Alle Fotos: (c) Roberta Bergmann

Fediverse-Reaktionen

Von Annette Schwindt

Diese Website ist mein Room of Requirement. Hier bewahre ich alles auf, was von meinen früheren Websites bis 2016 zum Löschen zu schade war. Seitdem füge ich Neues zu allen möglichen Themen hinzu: Ich habe ein Faible für Sprache(n), für Geschichten und Gespräche. Ich liebe Kunst, Musik und alles Kreative und vor allem macht es mir Freude, Menschen miteinander zu verbinden. Viel Spaß beim Stöbern!

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