„Schlingensiefisiert Euch und macht mehr guten Quatsch!“ – Interview mit Ute Vogel zu #meinweginsweb

Nach Anke von Heyl kommt heute Ute Vogel als weiteres Mitglied der Herbergsmütter zu Wort (und ja, Wibke Ladwig kommt auch noch dran 😉 ). Ute und ich haben uns im Rahmen der stARTcamps Köln kennengelernt, wenn auch leider bislang nur virtuell. Umso mehr freut es mich, dass wir heute etwas mehr darüber erfahren, wie sie ihren Weg ins Web gefunden hat:

Ute Vogel

Bitte stelle Dich kurz vor (Name, Ort, Tätigkeit, Website, Facebook, Twitter, Google+, drei Hashtags)

Ich bin Ute Vogel,  lebe in Köln, bin gelernte Diplom Designerin, firmiere als Frau Vogel und bin eine der Herbergsmütter.  Mein Geld verdiene ich als Kreativarbeiterin u. a. mit Grafikdesign, als SocialMedia-Kanal-Bespielerin, mit Vines und manchmal auch ein bisschen als Schauspielerin.

Seit wann bist Du online unterwegs, wann hast Du angefangen zu bloggen und wann bist Du dem ersten sozialen Netzwerk beigetreten? Wie bist Du dazu gekommen?

1995 habe ich eine einjährige Fortbildung zur Multimedia Designerin gemacht. Internet war da im Lehrplan nicht vorgesehen. Ich fand aber gerade das sehr aufregend und über einen persönlichen Kontakt hatte ich die Möglichkeit, in einem Hinterhof in Köln Ehrenfeld bei Lipstick Records – eins der ersten deutschen Plattenlabels, das eine Website hatte – meinen ersten HTML-Code zu klöppeln – ohne dass ich wirklich wusste, was ich da tat. 1996 habe ich dann angefangen als Screen- und Interface Designerin zu arbeiten und  das erste  Modem kam ins Haus.

1998 habe ich mit zwei Partner eine Multimedia Agentur gegründet und neben der Produktion von CD-ROMS kamen bald die ersten Aufträge für Websites rein.

Mein erstes soziales Netzwerk waren die webgrrls – damals in Deutschland ganz frisch gegründet. Als nächstes kam dann Xing – aber das gilt nicht wirklich, ne? 😉

Bei Twitter bin ich seit Anfang 2009, dann kam irgendwann Facebook und der ganze Rest. Ich war damals aktiv bei der art 2.0, die sich mit der künstlerischen Auseinandersetzung in den Bereichen Netz, Netzkultur und Digitalisierung beschäftigt hat. Das war für mich der Auslöser, mich selber in das Social Web zu begeben.

2010 habe ich ein Posterous Blog aufgesetzt um dort handverlesene Highlights zu den Themen Design, Kunst und Kultur zu sammeln. Irgendwann begann ich dann da auch etwas ausführlicher zu schreiben. Als Posterous 2013 eingestellt wurde, bin ich  mit dem ganzen Summs zu WordPress gezogen.

Gab es Menschen, die Dich persönlich oder durch Ihre Veröffentlichungen bei Deinem Einstieg ins Social Web begleitet haben?

Das waren Ende der 90er Jahre tatsächlich die webgrrls, die mir in  meinen ersten Berufsjahren als Screen- und Websdesingerin unglaublich geholfen haben. Das waren ganz am Anfang ca. 100 Frauen in der ganzen Republik, die über eine Mailingliste miteinander kommuizierten (die ein- bis zweimal täglich als Email versendet wurde!)  und sich gegenseitig in sehr wertschätzender Form unterstützten.  Das war für mich damals Gold wert, denn in entsprechenden gemischten Foren wehte teilweise ein scharfer Kommunikationswind  und ich war eh nie ein Fan von Foren. Die webgrrls sind dann ziemlich schnell sehr viele geworden und man meinte das irgendwie organisieren zu müssen, weil man auch für bestimmte Dinge Geld in die Hand nehmen musste. Dann wurde ein Verein gegründet und irgendwann wurden die Dinge starr und kompliziert. Ich habe mich da eine Zeit lang auch in der Kölner Regionalgruppe engagiert und bin auch noch lange  aus Loyalität Vereinsmitglied geblieben, aber irgendwann war diese Ära dann für mich auch beendet.

Wie hat sich Dein Weg in Sachen digitale Kommunikation dann bis heute weiterentwickelt (nenne die wichtigsten Meilensteine)?

Ich bin keine Freundin des Telefonierens und somit war digitale Kommunikation von Anfang an (sprich Email) mein Ding. Auf Twitter habe ich anfangs nur sehr rational Links und  „Empfehlungen“ gepostet, mich als eine Art Design/Kunst Radiokanal verstanden, der eben nur gesendet hat. Es hat eine Weile gebraucht, bis ich mich auch „getraut“ habe persönlich zu werden und in den Dialog zu gehen. Und seit dem läuft’s eigentlich auch viel besser. 😉

Ein Meilenstein war für mich der Kontakt zum stART-Universum, meine ersten stARTconference 2010 und dann das Zusammentreffen mit Wibke Ladwig und Anke von Heyl, die Organisation des ersten stARTcamp Köln, dem dann noch zwei weitere folgten und unsere Initialisierung als Herbergsmütter. Da war ich angekommen auf der Schnittstelle von Kunst, Kultur und Social Web,  für die ich brenne. Darüber habe ich so viele fabelhafte Menschen kennengelernt,  an so vielen kreativen Aktionen teilgenommen, das es eine helle Freude ist.

Gibt es Fehler, die Du auf Deinem Weg gemacht hast und wie können andere diese vermeiden?

Rückblickend würde ich sagen, ich war vielleicht zu lange zu zögerlich, aber Fehler würde ich es nicht nenne. Es sind Erfahrungen, Prozesse, die ihre Zeit brauchen, die individuell sind und die jeder für sich selbst erfahren muss. Da hat jeder ein anderes Tempo und es kommen ja auch nicht alle zu den gleichen Ergebnissen.

Welche Wege empfiehlst Du Einsteigern oder denen, die sich in Sachen digitale Kommunikation fortbilden wollen?

Einsteigen, sich umgucken und lauschen. Wie machen es die anderen, sich inspirieren lassen und schauen, was zur eigenen Persönlichkeit passt. Die eigene Sprache und  Ausdrucksweise finden. Vielleicht sind es kurze Texte, vielleicht lange, vielleicht Fotos, oder Videos oder Zeichnungen. Es ist ja alles möglich.

Welches ist Dein bevorzugtes soziales Netzwerk und warum?

Definitiv Twitter. Die Schlankheit des Tools, das so viele Möglichkeiten, Formen und Formate bietet.

Im Moment habe ich aber auch eine heiße Affäre mit  Vine, obwohl die App so grauenhaft buggy ist. Es hat die Schlankeit von Twitter, ist aber (für mich) internationaler, die Posts haben eine  längere Halbwertszeit als Tweets und das kurze Videoformat bietet wunderbare Möglichkeiten zum  experimentieren. Da ich tendenziell besser mit Bildern als mit Texten kann, ist Instagram auch sehr wichtig für mich.

Welche aktuellen Entwicklungen in der digitalen Kommunikation findest Du besonders spannend?

Für mich persönlich ist das Thema Kurzvideo und Sound gerade sehr interessant.  Ich hänge viel bei Vine rum, gucke mir viele Sachen an und  probiere Dinge aus.

Davon ab finde ich es immer aufregend, wenn die virtuelle Welt mit der Kohlenstoffwelt verknüpft wird. Wenn neue Formate und Aktionen entwickelt und ausprobiert werden. Insbesondere natürlich im Kultursektor. Dazu gehören Barcamps, Tweetups, Bloggertreffen und -reisen. Aber auch so fabelhafte Aktionen wie #myRembrandt, #nibelne, #udojagd, #eisfrei, #museumSelfieDay, u.v.m. Bei Vine und Instagram gibt es auch immer tolle Challenges und Assignments, bei denen die Kreativität befeuert wird.

Gibt es noch etwas, das Du den Lesern zum Thema Social Web oder digitale Kommunikation allgemein mitgeben möchtest?

Klammert Euch nicht so sehr an Tools oder Technologien. Es sind nur Werkzeuge. Macht Euch vertraut und benutzt sie.

Traut Euch. Seid persönlich. Seid mutig. Seid echt. Schlingensiefisiert Euch. Zeigt, wer ihr seid. Und macht mehr Quatsch. Guten Quatsch. 🙂

Herzlichen Dank fürs Mitmachen, liebe Ute. 🙂

Als nächstes wird Falk Hedemann diese Fragen beantworten.
Alle Interviews können nachgelesen werden unter
http://www.annetteschwindt.de/tag/meinweginsweb/

 


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3 Antworten auf „„Schlingensiefisiert Euch und macht mehr guten Quatsch!“ – Interview mit Ute Vogel zu #meinweginsweb“

Hach, gut gesprochen, liebe Ute!
Schlingensiefisiert euch 🙂 Wunderbar.
Übrigens haben wir doch letztens ganz fein länger am Telefon gesprochen … geht manchmal auch gut! Aber ich bin normalerweise auch eher ein Fan vom Schreiben – und Lesen, wann man gerade Zeit dafür hat!
Und natürlich der allergrößte Spaß ist es, wenn man sich live und in Farbe (!) sieht.

Lieben Gruß und auch noch mal Dank an Annette, dass sie diese Reihe hier ins Leben rief!!

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