Neugierig sein und aufeinander zugehen – Interview mit Johannes Lenz zu #meinweginsweb

Auch wenn ich im Gegensatz zu meinem heutigen Interviewpartner schon lange keinen eigenen Feedreader mehr benutze, sondern das über meine Listen in Facebook, Twitter und die Kreise in Google+ regle, so gibt es immer noch Blogger, die für mich aus diesen Listen nicht wegzudenken sind. Dazu gehört auch Johannes Lenz, mit dem ich mich immer wieder gern austausche. Aber lassen wir ihn selbst zu Wort kommen:

Bitte stelle Dich kurz vor (Name, Ort, Tätigkeit, Website, Facebook, Twitter, Google+, drei Hashtags)

Mein Name ist Johannes Lenz. Ich lebe in München und arbeite als Corporate Blogger bei AKOM360, einer der führenden Digitalagenturen in Deutschland.

Seit wann bist Du online unterwegs, wann hast Du angefangen zu bloggen und wann bist Du dem ersten sozialen Netzwerk beigetreten? Wie bist Du dazu gekommen?

Eigentlich hatte ich mit Technik und Internet lange nicht viel am Hut. Ich weiß noch, wie ich zu Beginn meines Studiums 1999 in Halle meine ersten Emailadressen hatte. Eine bei Hotmail, die mir mein Bruder eingerichtet hat. Die andere war so eine Art „Editor“, die ich automatisch von der Uni bekam.

Mein erstes Netzwerk war, wenn ich das recht sehe, OpenBC. Und auch da hatte ich mich nicht angemeldet, sondern wurde angemeldet, weil es für meine berufliche Zukunft von Vorteil sei, zu netzwerken…  Ganz so falsch war das nicht, wenn auch OpenBC für die spätere Karriere nicht entscheidend war.

Das Bloggen kam erst später während meines Volontariats auf. Ich glaube mein erster privater Beitrag erschien auf Posterous, einer webbasierten Instant-Blogsoftware, die man heute am ehesten mit Tumblr vergleichen könnte, würde sie es noch geben. Twitter kaufte sie 2012 und ließ sie ein Jahr später vom Netz nehmen.

Ich migrierte meinen Content erst auf mein Blog auf wordpress.com und etwas später mittels wordpress.org auf http://johanneslenz.de. An dieser Stelle muss ich mich bei Stefan Wild sehr bedanken.

Gab es Menschen, die Dich persönlich oder durch Ihre Veröffentlichungen bei Deinem Einstieg ins Social Web begleitet haben?

Die gab es mit Sicherheit. Wenn ich zurückblicke, dann sehe ich da Menschen wie Klaus Eck, der mit einem Beitrag auf seinem Blog dazu beitrug, das ich Twitter ausprobierte und bis heute zu schätzen weiß.

Oder Robert Basic, der mich mit seinem Querdenkertum sehr inspiriert hat, mit dem Bloggen zu beginnen und mich eines Tages mal auf auf seinem Blog kurz gefeatured hat. Das hat mir unheimlich Kraft gegeben, meinen Weg weiterzugehen und vor allem meine Gedanken zu verbloggen.

Wen ich an dieser Stelle nicht missen möchte: Andre Paetzel. Er wurde auf mich aufmerksam via Twitter und machte es möglich, dass ich damals bei Grey einen Vortrag halten durfte, um meine Gedanken zum Social Web zu äußern. Kurze Zeit später fing ich bei der Netzwerkagentur in Düsseldorf an, meiner digitalen Leidenschaft im Job zu fröhnen.

Wie hat sich Dein Weg in Sachen digitale Kommunikation dann bis heute weiterentwickelt (nenne die wichtigsten Meilensteine)?

Mit Sicherheit war Grey und der Aufbau der dortigen Social Web Kommunikation mit Corporate Blog, Twitter, Facebook, Google+ usw. eine wichtige Etappe.

In den letzten drei Jahren bei AKOM360 habe ich mich noch einmal weiterentwickelt. Hier bin ich in meiner Funktion als Corporate Blogger nicht nur für die Social Web Kommunikation (speziell das AKOM360 Blog) verantwortlich.

Zudem halte ich vermehrt Vorträge und Workshops, schreibe Gastartikel, pflege die Beziehungen zu Multiplikatoren und suche vor allem auch nach neuen Trends, die für unsere Kunden relevant sind und spreche hierzu Empfehlungen aus.

Gibt es Fehler, die Du auf Deinem Weg gemacht hast und wie können andere diese vermeiden?

Mit Sicherheit, denn wer ist schon frei von Fehlern? Wenn ich mit dem was ich tue, etwas weitergeben möchte, dann vielleicht die Tatsache, dass man besser damit fährt, offen und ehrlich zu sein, als rumzudrucksen und am Ende die Wahrheit auf die Probe zu stellen.

Ich kann mich erinnern, dass ich mal in einem früheren Job ein Video online stellen sollte und gestellt habe, wobei sich erst später auf meine Nachfrage hin herausstellte, dass man die Rechte an der darin enthaltenen Musik nicht besaß. Also musste es wieder runter, Links waren tot und Likes und Shares natürlich auch.

Es war meine Aufgabe, mich mit dem Anwalt sowie den Rechteinhabern zu unterhalten. Das Ganze wurde etwas teurer als gedacht, aber eben kein Vergleich mit einer Abmahnung und dem Rattenschwanz an Konsequenzen, die damit verbunden sind.

Nach der Klärung, die sich zog, haben wir das Video wieder online stellen können und alles war gut.

Welche Wege empfiehlst Du Einsteigern oder denen, die sich in Sachen digitale Kommunikation fortbilden wollen?

Ich nutze bis heute einen Feed-Reader (www.feedly.com). Der erlaubt es mir, interessante Blogs und Webseiten zu abonnieren und immer die aktuellesten Artikel und Beiträge zeitnah zu erhalten.

Zudem bieten Netzwerke wie Facebook, Twitter oder G+ viele Weiterbildungsmöglichkeiten durch Diskussionen, Gruppen, Networkingoptionen usw.

Letztlich glaube ich, sollte man schauen, dass man für sich klärt, welche Themen relevant sind und sich in diesem/n Bereich(en) engagieren, publizieren usw. Letztlich baut man sich so auch eine eigene Community auf, die einen mit relevanten Informationen versorgt.

Welches ist Dein bevorzugtes soziales Netzwerk und warum?

Schwierige Frage. Mit Twitter verbinde ich viel (wunderbare Menschen, Kreativität und Echtzeit-Kommunikation). Facebook ist nach wie vor nicht wegzudenken. Vieles läuft über das weltgrößte Netzwerk. Das Pendant im Businesse Bereich, Linkedin, nimmt immer mehr Raum bei mir ein wie auch Pinterest, das gerade durchstartet.

Google+ hat bei mir persönlich in der Nutzung ein wenig nachgelassen (was nichts über die Relevanz des Social Layers aussagt), dafür ist WhatsApp ein immer alltäglicher Begleiter (dessen Konkurrenz ich ebenfalls aufmerksam beobachte).

Ich könnte jetzt so weiter machen, vor allem Instagram nennen, das nach wie vor steil geht. Aber ich finde es einfach schwierig, eines der Netzwerke herauszupicken, weil ich sie integriert betrachte.

Welche aktuellen Entwicklungen in der digitalen Kommunikation findest Du besonders spannend?

Spannend finde ich die Entwicklung der Messenger seit ein paar Jahren, die 2014/15 voll zum Tragen kommt und zwar im Hinblick für Marken. Die Menschen und speziell die Jüngeren unter ihnen tendieren weltweit eher wieder zur digitalen Kommunikation in übersichtlichen Räumen mit begrenzter Teilnehmerzahl.

Das war in den Jahren vorher anders. Sie waren geprägt von einer „One to Many“-Kommunikation, für die vor allem Facebook, Twitter & Co. repräsentativ waren. Jetzt sind es Messenger wie WhatsApp, Facebook Messenger, WeChat, Line, Snapchat usw., die die Massen anziehen.

Hierbei sind verschiedene Aspekte interessant: die Marktsituation (z.B. Deutschland unterscheidet sich durch die hohe WhatsApp Penetration erheblich von anderen Märkten), die Ausprägung der jeweiligen Messenger App (markenfreundlich vs. nicht markenfreundlich) und ihrer Funktionalität (Mobile Payment vs. Old School Chat).

Ich bin überzeugt davon, dass wir in den nächsten Monaten einiges dazu hören werden, wie sich Marken dieser Kommunikationskanäle annehmen.

Gibt es noch etwas, dass Du den Lesern zum Thema Social Web oder digitale Kommunikation allgemein mitgeben möchtest?

Neugierde und Offenheit möchte ich den Lesern mitgeben. Neugierde auf Trends und neue Techniken sollte man sich genauso bewahren wie die Offenheit und das Zugehen auf andere Menschen. Es gibt nichts Schlimmeres als Engstirnigkeit und Rechthaberei!

 

Vielen Dank für Deine Antworten, Johannes. :)

In der kommenden Woche wird Jan Tißler diese Fragen beantworten.
Alle Interviews dieser Reihe können nachgelesen werden unter
http://www.annetteschwindt.de/tag/meinweginsweb/


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