Raumschiff Rollerprise (10): Mission Imagepflege

von Annette Schwindt

Die Welt der Fußonen… unendliche Weiten… wir befinden uns in der Gegenwart…
dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Rollerprise, das Lichtjahre von der
Inklusion entfernt ist, um die Rollanier und die Fußonen einander näher zu bringen:

Logbuch des ersten Offiziers, Sternzeit: Montagvormittag, 10 Uhr
Mission: Öffentlichkeitsarbeit überprüfen

10.01 Uhr: Nachdem wir die Mission Anhörung als gescheitert hatten melden müssen, hat uns der Hohe Rat aufgetragen, die offiziellen Außenposten des rollanischen Volkes in der Fußonenwelt zu überprüfen. Unsere besondere Aufmerksamkeit sollen wir dabei auf deren Bemühungen richten, durch aktive Nachrichtenpolitik das Bild der Rollanier in der Fußonenwelt positiv zu prägen.

10.05 Uhr: Beginnen mit der Revision in einem rollanischen Außenposten, der vornehmlich für die Organisation körperlicher Ertüchtigungen für die Rollanier in der Fußonenwelt zuständig ist. Zu unserem großen Erstaunen wird die Station von einem Fußonen geleitet. Wie sich herausstellt, ist er noch nie in Rollanien gewesen und hat keine Ahnung von der rollanischen Lebensweise. Er ist der festen Überzeugung, dass Rollanier nicht in der Lage seien, Ertüchtigungsprogramme anders als zum Zeitvertreib oder gar zusammen mit Fußonen durchzuführen, sondern generell bedauernswerte Wesen seien. Genauso sehen seine Depeschen an die fußonischen Nachrichtenstationen auch aus…

10.56 Uhr: Der Käptn weist den Leiter des Außenpostens darauf hin, dass der Hohe Rat diese Einstellung sicher nicht gutheißen wird. Doch das berührt den Fußonen nicht weiter, schließlich sei kein Rollanier da, der den Posten übernehmen könne. Da könnten die Rollanier doch froh sein, dass er noch eine lange Zeit dafür sorge, dass sie hin und wieder aus ihren Beschäftigungsstationen herauskämen.

11.12 Uhr: Um nicht noch mehr Zeit mit solchen Vorurteilen zu verschwenden, beamen wir zur nächsten Vertretung. Hier sind zu unserem Befremden die hormoniduzierten Bedürfnisse von Rollaniern Thema. Haben Rollanier und Fußonen verschiedene Bedürfnisse? Die Leiterin dieser Station zumindest scheint überzeugt davon. Rollanier seien nun mal nicht attraktiv, schon gar nicht für Fußonen und weibliche Rollanier hätten es überhaupt am allerschwersten. Daher müsse man eigens Fußonen dafür ausbilden, sich um sie zu kümmern, damit die armen Rollanier wenigstens ab und an ein bisschen Nähe erfahren könnten. Rollanier müssten außerdem psychologisch betreut werden, um ihnen ihre besondere Situation erträglicher zu machen, am besten sie sprächen untereinander darüber.
Die äußerst selten vorkommenden Beziehungen zwischen Rollaniern und Fußonen seien übrigens von vornherein zum Scheitern verurteilt. Kurzer Blickkontakt zwischen mir und dem Käptn.

12.13 Uhr: Brauchen erstmal Erholung und begeben uns zwecks Nahrungsaufnahme in eine fußonische Verpflegungsstation. Kommen mit einer Gruppe Fußonen ins Gespräch, weil sie glauben, ich würde den Käptn „betreuen“.

Alarm gelb!

Doch der Käptn erinnert mich an die oberste Direktive: Nachsicht üben!
Er hält dies im Gegenteil für eine gute Gelegenheit herauszufinden, welches Bild
diese Fußonen sonst noch von Rollaniern haben und lässt mich mit ihnen allein.
Die Atmosphäre entspannt sich daraufhin merklich. Und tatsächlich sind diese Fußonen der Meinung, dass Rollanier bemitleidenswerte Geschöpfe seien, die tagtäglich mit einem furchtbaren Schicksal zu kämpfen hätten. Nämlich dem, dass sie keine Fußonen sind. Schließlich seien Rollanier hilflos und könnten nichts allein…

12.34 Uhr: Währenddessen inspiziert der Käptn die oberste offizielle
Rollaniervertretung, einen Posten den die Fußonen erst nach langen Verhandlungen eingerichtet haben. Dort trifft er wieder auf einen Fußonen, noch dazu einen recht betagten. Er habe großes Verständnis für die Rollanier, berichtet der Fußone. Schließlich seien nach den großen fußonischen Schlachten viele seiner Kollegen zu Rollaniern mutiert oder gestorben. Es sei ja schwer zu sagen, wen es nun schlimmer getroffen habe. Deshalb sorge er dafür, dass die Rollanier in der Fußonenwelt richtig versorgt würden und immer genügend Zahlungsmittel von den Fußonen dafür zur Verfügung stünden. Der Käptn ist sprachlos. Wenigstens von dieser Stelle hatte er sich eine Nachrichtenpolitik im Sinne des Hohen Rates erhofft.

13.23 Uhr: Müssen auch nach dieser Mission negative Ergebnisse weiterleiten. Wie sollen die Fußonen je davon überzeugt werden, Rollanier gleichberechtigt zu behandeln, wenn von den eigenen Außenposten so ein Bild transportiert wird? Kann unser Anliegen überhaupt jemals zum Erfolg führen?

13.26 Uhr: Starten die Rollerprise und gehen auf Warp… Energie!

Text: Creative Commons License Titelbild © Annette Schwindt


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