„Geh auf die Menschen ein“ – Interview mit Gerhard Schröder #meinweginsweb

Nach langer Zeit wieder mal ein Interview zu meiner Reihe #meinweginsweb, die ja ja offen weiter läuft. Diesmal beantwortet Gerhard Schröder meine Fragen. Er war hier auch schon in Sachen YouTube als Gastautor tätig und dürfte vielen v.a. aus Google+ und Instagram bekannt sein. Seine Leidenschaft gehört dem Bewegtbild. Aber lassen wir ihn selbst zu Wort kommen:

Bitte stelle Dich kurz vor

Gerhard Schröder, ich wohne in Oberhausen, arbeite in Essen „auf Zollverein“ und verbringe viel Zeit mit (herum-)reisen für meine Firma. Auf Facebook, Twitter, YouTube, Instagram, Snapchat, Periscope und Co. bin ich unter dem Namen PADLIVE zu finden.

Drei Hashtags: #Tanzen #Tee #Technik

#Tanzen: Bereits als junger Mann habe ich diese Leidenschaft entdeckt und auch zum Beruf gemacht. Als Tanzlehrer, Leiter einer Tanzschule und professioneller Turniertänzer. Heute ist es ein Hobby, bei dem ich meinen Kopf frei machen kann und auch manchmal den Büroalltag vergesse.

#Tee: Kein Tag ohne Tee, am liebsten heissen Earl Gray. Mit Kaffee habe ich mich noch nie anfreunden können und deshalb haben wir in der Firma auch einen prellgefüllten Teeschrank.

#Technik: Ein Interesse, das ich noch länger verfolge als das Tanzen und das heute in gewissem Sinne ja auch den Mittelpunkt meines beruflichen Lebens ausmacht.

Oder etwas formeller: #Video #Content #Marketing

Diese drei Hashtags sind die Verbindung, die Verschmelzung all meiner beruflichen Erfahrungen, die sich in der Hauptausrichtung meines Unternehmens zum Ausdruck bringen.

Seit wann bist Du online unterwegs, wann hast Du angefangen zu bloggen und wann bist Du dem ersten sozialen Netzwerk beigetreten? Wie bist Du dazu gekommen?

Online bin ich seit circa 30 Jahren.

30 Jahre? Zur Erklärung: Ich bin durch meinen Vater mit 11 Jahren (1980) zur Programmierung und dann – ich meine – 1986 via FIDOnet und dann über LaTeX zum heutigen Web gekommen.

Damals (TM) gab es noch kein „Internet in der heutigen Form“, aber es gab das FIDOnet. Und lange vor den heutigen BarCamps gab es schon FIDO- User-Treffen, bei denen man seine Mail-Box-Nummer (Vorläufer der heutigen eMail-Adresse) auf dem T-Shirt trug. So wie heute bei einem BarCamp die Badges mit dem Twitter-Namen. Für mich war FIDOnet das erste „technische/soziale Netzwerk“ – wenn auch kein Social Network der aktuellen Couleur.

Gab es Menschen, die Dich persönlich oder durch Ihre Veröffentlichungen bei Deinem Einstieg ins Social Web begleitet haben?

Die erste Firmenwebsite gestaltete ich 1997 oder 1998 für meine damaligen Arbeitgeber aus dem Mittelstand. 1999 wechselte ich in eine Online-Agentur in Bielefeld. Ein lieber Agenturkollege erzählte mir dann von seinem Projekt/StartUp ZOCKS.de. Damit begann meine „eigene Web- Publikation“ – eben das, was man heute Bloggen nennt. Daher möchte ich den Kollegen Mathias Nousch als einen wichtigen Impulsgeber bezeichnen.

Weitere Weggefährten im Social Web waren einige Jugendfreunde, weitere Agentur- Arbeitskollegen und die Mitspieler/Gildengefährten aus Everquest 1, Dark Age of Camelot, World of Warcaft, Age of Conan, EVE Online und Guild Wars 2. Achtung: Gaming ist auch eine eigene Social Community-Filter-Bubble, die bereits zu dieser Zeit stark aufgestellt war. 😉

Wie hat sich Dein Weg in Sachen digitale Kommunikation dann bis heute weiterentwickelt?

Mit dem Aufstieg des klassischem Internets und den ersten Foren tauchte ich 1997/98 in die Welt des WWW ein. Erinnert sich noch jemand an FunCity, eine der ältesten Communities des deutschsprachigen Internets, die vom niedersächsischen Radiosender ffn gegründet wurde? Diese Foren waren für mich die „nächste soziale Evolutionsstufe im Web“. Es gab sogar schon kleine User-Profile und Real-Welt-Treffen. Heute können die wenigsten noch etwas mit Sätzen wie: „Kennst DU den XY in RL?“ anfangen!

Meine ersten Blog-Beiträge schrieb ich, wie oben angedeutet, für ZOCKS, ein Multi-Autoren-Gaming-Blog. Sowas war damals total IN bei Web-Agenturen. Danach kam eine eigene Website mit Kurzgeschichten und 2008 habe ich auf blog.de meinen ersten „richtigen“ Blog gestartet. Er war dann 2008/2009 für ein Nischenthema wichtigste deutsche Inspirations- & Informationsquelle als Blog.

Als einstiger Verkaufsleiter für studiVZ war ich dann natürlich auch früh bei Facebook aktiv. Man lernt viel dazu und auch die Plattformen verändern sich, deshalb habe ich circa 2010 ein neues Profil angelegt. Heute tummele ich mich auf diversen Plattformen unter dem Namen PADLIVE. Der Name entstand 2010 als URL für meinen neuen Blog zum Thema „Digital Publishing mit dem iPad“.

Das Digital Publishing wurde mit steigenden Bandbreiten und der Entwicklung der (Mobile-)Technik immer umfangreicher. Wo es einst nur Text als Mittel der Wahl gab, rückte visuelles Storytelling, zunächst über Bilder, dann auch über Bewegtbild immer mehr in den Mittelpunkt. Im Rahmen meines Publishing-Blogs testete ich deshalb früh die Möglichkeiten der Bewegtbild-Produktion mit dem iPhone. Daraus entstand ein weiteres Hobby, das sich in den letzten 2,5 Jahren immer weiter professionalisiert hat. So wurde aus meiner einstigen Ein-Mann-Beratungsfirma ein nun 13- köpfiges Video-Marketing-Team. Wir sind ein „Full-Service-Video-Dienstleister“ geworden. Von der Bewegtbild-Strategie, Hashtag- & SEO-Analyse über die Produktion bis zur Promotion (inkl. Video- Ads bei Facebook/-SEO/-SEM) decken wir alle Bereiche der Bewegtbild-Kommunikation ab.

Gibt es Fehler, die Du auf Deinem Weg gemacht hast und wie können andere diese vermeiden?

Ich möchte jetzt mal die nicht die üblichen Dinge nennen, die sicher schon viele vor mir in der Interview-Reihe genannt haben. Ich habe in den vielen Jahren immer wieder festgestellt, dass es um die Menschen an den Devices geht: Was sind deren Träume, Wünsche, Sorgen und Nöte? Geh darauf ein. Das nicht zu tun, ist der größte Fehler, den du machen kannst.

Wenn du einen Draht zu deinen Mitarbeitern hast, kannst du ihre Bedürfnisse erkennen und reagieren. Teilzeitregelungen, wo jemand privat mehr Zeit benötigt oder Fortbildungen, um den Mitarbeitern neuen Input zu geben sind da nur ein paar Beispiele.

Welche Wege empfiehlst Du Einsteigern oder denen, die sich in Sachen digitale Kommunikation fortbilden wollen?

Teste im kleinen Rahmen ob deine Ideen lebensfähig sind. Lade nur ein paar Freunde und wohlwollende Kritiker ein. Keine Ja-Sager, sondern Leute die Dir echtes Feedback geben.

Es gibt so viele Kurse zu allen Bereichen der digitalen Kommunikation – ich bin selbst Dozent – aber es gibt ein paar Bücher, die man auf jeden Fall gelesen haben sollte. Da fallen mir besonders die englischen Bücher von Gary Vaynerchuk ein. Gut gefallen haben mir auch die deutschen (Social-Media-) Bücher von Kerstin Hoffmann, Vivian Pein und Thomas Schwenke.

Welches ist Dein bevorzugtes soziales Netzwerk und warum?

Das wechselt mit den Jahren. Ich sage immer „die Herde zieht weiter“. Früher war man bei studiVZ, dann bei Facebook und nun… je nach Filterblase bei WhatsApp, Snapchat, Instagram usw. Ich bin aktuell gern auf visuellen Plattformen, die ich selbst bespielen kann: Also Instagram oder SnapChat. Meine Ansprüche für Web-Videos (YouTube und Co.) sind gestiegen, daher halte ich mich dort privat eher zurück…

Welche aktuellen Entwicklungen in der digitalen Kommunikation findest Du besonders spannend?

Trend EINS: AR/VR/360-Grad-Video in all seinen Facetten. Ich denke dieses Thema ist 2016 auf dem Weg zu einer größeren Zielgruppe (mit Handy) und wird sehr schnell sehr wichtig. Deshalb beschäftige ich mich schon länger mit diesem Thema und gemeinsam mit meinem Team finde ich Ideen und erstelle Konzepte, wie man diese neue Art der Bewegtbild-Kommunikation für uns und unsere Kunden nutzen kann. Und da wir uns früh mit diesem Bereich beschäftigt haben, realisieren wir bereits jetzt umfangreiche Kombi-Projekte (Micro-Content + Video + 360-Grad-Foto & Video) fürs Social Web.

Trend ZWEI: Auch Live-Streaming ist ein Thema, das immer mal wieder aufgetaucht ist, aber durch Facebook-, YouTube-Live und Twitter-Periscope als Nachfolger von Google-Hangouts aus dem Jahr 2013, jetzt eine viel breitere Masse erreicht. Wir sind daher mit Facebook- & YouTube- Live (mit bis zu 7 Kameras bei einem Dreh) im Livestream-Einsatz für unsere Kunden unterwegs.

Bei beiden Trends gilt: Machen, wenn es zum Konzept passt. Nur bitte nichts übers Knie brechen, außer man möchte „First Mover“ sein. Dann ist es halt Teil des Konzepts…

Gibt es noch etwas, das Du den Lesern zum Thema Social Web oder digitale Kommunikation allgemein mitgeben möchtest?

Schaut Euch die aktuellen Trends an – legt Euch sofort einen Account an! Dann wartet je nach Lust/Laune/Zeit ab, wie es sich entwickelt. Damit habt Ihr wenigstens einen zentralen Wunschnamen gesichert und könnt eine „Ein-Name-Strategie“ für alle Plattformen fahren. Bei mir ist es eben PADLIVE auf Snapchat, Instagram, YouTube, Periscope, Vine, Twitter und auf Facebook. 😉

Vielen Dank fürs Mitmachen, Gerd! ?

Alle Interviews dieser Reihe können nachgelesen werden unter
http://www.annetteschwindt.de/tag/meinweginsweb.


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