Glück gehabt, Herr Zuckerberg!

Zwischen 2009 und 2016 war ich als Facebook-Erklärbär tätig. Was in 2009 als kleine Serie von 10 Artikeln über dieses Facebook geplant war, machte sich schnell selbständig: Die Rückfragen meiner Leser brachten mich dazu, immer weiter zum Thema Facebook zu bloggen, ein eBook zu veröffentlichen und schließlich auch „Das Facebook-Buch“ bei O’Reilly Verlag zu schreiben. Gemeinsam mit den Fragenden begann oft eine regelrechte Detektivarbeit bis man der Lösung ihrer Probleme auf die Spur kam. Manchmal jedoch waren die Fragen auch reichlich skurril…

Digitale Sparsamkeit

So rief mich eines Tages eine Frau aus dem Schwäbischen an und bat mich ganz verzweifelt, ob ich Facebook sagen könne, es sei nicht in Ordnung, dass ihre Tochter ihre Facebook-Privatnachrichten lesen kann. Da hätte Facebook ja wohl nicht mitgedacht, meinte sie.

Ich fragte sie, warum sie ihrer Tochter denn ihre Login-Daten gegeben hätte oder wie das Kind sonst in Mamas Postfach reinkäme. Die Frau verneinte vehement, dass die Tochter sich bei ihr einloggen könnte. Aber wie konnte sie dann die Privatnachrichten der Mutter lesen?

Nach längerem Hin und Her stellte sich heraus, dass die ganze Familie ein und dieselbe E-Mail-Adresse benutzte und so die Tochter auch Muttis weitergeleitete Benachrichtigungen von Facebook sehen konnte. Ich erklärte der Frau also, dass das nicht an Facebook liege, sondern daran, dass eigentlich jede Person ihre eigene E-Mail-Adresse haben sollte. Das wiederum konnte die Frau gar nicht verstehen und konterte: „Abor mir händ doch au allä dänsälba Briefkaschde?!“

Wir lösten ihr Problem dann übrigens durch Abstellen der E-Mail-Benachrichtigungen an die Mutter.

So ja nun nicht!

Ein anderer Anrufer schnauzte mich grußlos an, warum ich ihm schreiben würde. Alle würden darüber reden, aber er wüsste ja nicht mal, worum es da ginge. Was das denn überhaupt wäre, dieses Fäckbohg?

Einigermaßen perplex erklärte ich ihm, dass es sich um ein soziales Netzwerk im Internet handelt, über das sich Menschen auf der ganzen Welt miteinander austauschen, und sagte ihm, dass ich ihn nicht kenne und ihm daher auch nicht geschrieben haben konnte. Aber er insistierte und las mir einen Newsletter vor, in dem – wie sich dann herausstellte – jemand anders (!) mein kostenloses (!) eBook zu Facebook empfohlen hatte. Ganz korrekt mit Link zur Downloadseite.

Da jedoch der Newsletter so schlecht gemacht war, dass man den Absender nicht identifizieren konnte, klickte sich an diesem Tag nicht nur der eine Anrufer von der eBook-Downloadseite zu meiner Kontaktseite und wählte meine Nummer. Eigentlich hätte ich dem Newsletter-Schreiber ja dankbar sein können, wären nicht alle Anrufer erbost gewesen, warum ich ihnen schreiben würde. Geduldig klärte ich einen nach dem anderen auf.

Dieser eine Anrufer ließ sich jedoch nicht besänftigen und legte mit den Worten auf: „Mir alles egal, ich werde dieses Fäckbohg jedenfalls nicht kaufen!“

Na, da dürfte Herr Zuckerberg aber erleichtert gewesen sein! 😉

 

Diesen Beitrag habe ich in ähnlicher Form bereits 2010 im Blog des O’Reilly Verlags veröfentlicht
Titelfoto: pixabay


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