Stephanie Müller hat zur Blogparade #SchreibenüberdasSchreiben aufgerufen und mich sogar persönlich dazu angesprochen. Danke Dir für die Einladung, Stephanie, da bin ich gerne dabei. 😉 Zumal das Thema perfekt zu einer meiner Antworten passt, wenn ich nach meinem Beruf gefragt werde: „Ich mach was mit Schreiben“.
Manche halten mich daraufhin für eine Texterin, aber genau das bin ich grade nicht. Vielmehr schreibe ich entweder über meine eigenen Themen in diesem und anderen Blogs, oder als Gast in anderen Medien. Oder ich baue an Websites herum, indem ich Code schreibe. Oder ich schreibe (meist Prosa-) Texte auf dem Weg zu dem Roman, den ich immer mal noch vollenden will. Oder Sachbücher und Fachartikel. Oder ich helfe anderen Autoren, das, was sie schreiben, noch besser zu machen (Fachlektorat). Manchmal helfe ich auch anderen, überhaupt über sich zu schreiben (Dokumentation), oder erkläre ihnen, wie sie ihre Texte online kriegen und verbreiten (Schulung digitale Kommunikation). Selbst wenn ich nichts mit Schreiben mache, führt es dazu, dass ich nachher darüber schreibe, oder mit anderen darüber schreibe, was Dritte geschrieben haben. Da kommt ganz schön was zusammen…
Und wenn es nicht mehr geht?
Zwei Jahre lang habe ich mich außerdem damit auseinandergesetzt, was es heißt, wenn das mit dem Schreiben, ja Sprache überhaupt, nicht mehr funktioniert (Aphasie). Menschen, die nicht mehr sprechen können, aber noch schreiben, können sich da mit Technik behelfen. Aber wenn das Sprachverständnis und die Sprachproduktion gestört sind, geht das nicht. Der Betroffene wird auf sich allein zurückgeworfen. Und nicht nur er, sondern auch sein Umfeld. Man weiß nie, ob das, was man sagen wollte, überhaupt ankommt und ob das, was man hört, das ist, was gemeint war. Umgekehrt schwimmt der Betroffene in einem Wirrwarr von Worten, deren Bedeutung er nur teilweise oder genau verkehrt zuordnen kann. Und das betrifft eben nicht nur das Hören und Sprechen, sondern auch das Lesen und Schreiben. – Das einzige, was einem bleibt, ist emotionale Nähe. Aber wenn die bisher vernachlässigt wurde, kann man dann überhaupt umschalten? Oder siegen am Ende die Frustration und die Wut? – Harter Tobak! Ich hab versucht, darüber zu schreiben, bin aber am Ende auch gescheitert. Eine schlimme Erfahrung…
Obwohl ich nur die Dokumentatorin war, konnte ich danach auch selbst für eine Weile nicht mehr schreiben. Emotional ausgebrannt. Erst so langsam finde ich wieder in regelmäßigeres Schreiben hinein. Auch ein Grund, warum ich für diese Blogparade dankbar bin. 🙂
Wer schreibt überhaupt noch?
Dankbar bin ich auch allen, die mich durch meine Neufindung gerade schriftlich per Mail oder Chat begleiten! Was haben wir nur früher ohne Messenger gemacht? 😉 Doch da geht der Trend ja eher weg vom Schreiben hin zu Sprachnachrichten. Was mich an ein Tweet erinnert, das mich immer wieder zum Lachen bringt:
Werden künftige Generationen sich überhaupt noch mit dem Schreiben abmühen, oder läuft irgendwann alles nur noch über Sprachnachricht und Video? Oder Holographisch? Wird dieses Schreiben irgendwann total antiquiert sein und etwas, das man nur noch aus Erzählungen in Omas Vlog kennt? 😉 Und dazu nutze man ganz früher ja dieses Papier. Was war das gleich nochmal? 😉
Bevor das alles ausstirbt, soll hier im Blog jedenfalls wieder mehr geschrieben werden. Allerdings nicht nur von mir, sondern auch von anderen. Es wird Neues geben in der Serie über Künstler, deren Werk mir gefällt und hoffentlich auch wieder neue Fotos, zu denen ich etwas berichten darf. Dann hab ich noch einen Gastartikel aus Norwegen, der schon länger auf seine Veröffentlichung wartet. Was mich nochmal zum Thema Sprache führt: Es wird hier in nächster Zeit einige englische Beiträge geben, die meisten davon aber in Sachen Kunst, also mit vielen Bildern. 😉 Und eben hoffentlich wieder mehr deutschsprachige von mir.
Und Du? Mach mit!
Wer ebenfalls Lust am Schreiben hat und vielleicht sogar was übers Schreiben schreiben mag, der kann sich noch bis 30. Juni 2019 an Stephanies Blogparade beteiligen. Und wem dazu auf Anhieb nicht soviel einfällt, der kann auch ihre Fragen zum Thema beantworten. Das mach ich zum Abschluss auch noch:
- Was schreibst du? (Emails, Romane, Blogposts, Essays…?)
Ja 😉 Siehe ganz oben. - Wie sieht für dich der perfekte Schreibtag oder die perfekte Schreibsession aus?
Ungestört, kein Fernseher oder Musik, in den Flow geraten, jemand am anderen Ende der Wohnung, der mich daran erinnert, mich mal zu bewegen und dafür sorgt, dass ich esse, trinke und nicht vergesse, aufs Klo zu gehen. Wenn ich erst mal im Flow bin, bin ich weg… - Was motiviert dich zum Schreiben?
Innere Notwendigekeit oder Deadlines - Was ist die größte Herausforderung beim Schreiben?
Den richtigen Anfang zu finden - Beim Schreiben muss ich unbedingt dabei haben:
Meine Brille und mein Notebook - Stift und Papier, Laptop, Tablet oder Diktiergerät? Wie schreibst du?
i.d.R. siehe oben, aber Notizen oder Einkaufszettel auch noch mit immer schlechterer Handschrift auf Papier - Bist du Mitglied in einer Schreibgruppe? Was bringt dir eine Schreibgruppe?
Ich liebäugle immer mal mit dem Write-In Bonn, habe es aber bisher noch nicht geschafft, weil man sich dafür anmelden muss, wenn ich noch gar nicht weiß, ob mir danach sein wird. Also überlasse ich die ohnehin begrenzten Plätze lieber anderen… Ich schreibe sowieso lieber allein. Vielleicht sollte ich eher eine „Reden über das Schreiben“-Gruppe gründen, bei der der Austausch stattfindet, aber nicht direkt geschrieben wird?
Titelfoto: Annette Schwindt
Dies ist mein persönliches Blog, auf dem ich alle meine vorherigen Websites zusammengefasst habe. Daher die buntegemischten Themen: Ich führe Bloggespräche und blogge über Persönliches, Digitales und Kulturelles. Ich liebe es, Menschen zu fotografieren und mich mit Kunst zu beschäftigen. Manchmal schreibe ich auch noch was anderes als Blogbeiträge. Für andere bin ich als Wegbegleiterin in Sachen Kommunikation aktiv. Vor allem bin ich aber eins: Ein Mensch!
4 Antworten auf „Ich mach was mit Schreiben“
Liebe Annette,
ein toller Beitrag. Und ich freue mich, dass du wieder zurück zum Schreiben kommst. Ich finde deine Beiträge immer sehr tiefgehend und kann i.d.R. immer etwas neues mitnehmen. Die Idee einer Gruppe zu „Reden über das Schreiben“ finde ich sehr sehr attraktiv. Die Session von Stephanie Braun auf dem Barcamp Bonn gestern nachmittag hat gezeigt, dass uns das auch gut tut. Solltest du die Gruppe gründen, kannst du in jedem Fall schon mal auf mich zählen.
Viele liebe Grüße und danke für’s Mitmachen.
Stephanie
Vielen Dank, Du Liebe! Wir wollten uns ja ohnehin mal treffen. 😉
Liebe Annette, der Teil Deines Beitrags der mit „Und wenn es nicht mehr geht“ überschrieben ist, hat mich sehr beeindruckt. Was für eine schreckliche Vorstellung, nicht nur nicht mehr sprechen zu können, sondern sogar nicht mehr schreiben zu können, weil Sprachverständnis und Sprachproduktion gestört sind. Nicht mehr kommunizieren zu können, nimmt den Menschen und ihren Angehörigen so viel. Das mag ich mir gar nicht vorstellen.
Was die Zukunft des Schreibens angeht, bin ich nicht so pessimistisch. Nie ist so viel geschrieben worden wie seitdem es elektronische Medien gibt. Mag sein, dass viele nicht mehr schreiben, dafür haben andere damit begonnen, regelmäßig zu schreiben. Bester Beweis dafür ist die Blogosphäre. Ich glaube, es wird immer geschrieben und immer gelesen, es ist einfach ein menschliches Grundbedürfnis. Deshalb ist es auch so schlimm, nicht mehr über Sprache kommunizieren zu können.
Danke also für Deinen interessanten und viele Aspekte beleuchtenden Beitrag. Ich habe ihn sehr gerne gelesen.
Liebe Grüße,
Susanne
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