„Es lebe die Persönlichkeit!“ – Interview mit Christa Goede zu #meinweginsweb

 Auf meine heutige Interviewpartnerin Christa Goede bin ich zwar in Sachen Social Media online aufmerksam geworden, besser kennengelernt haben wir uns aber bei ausgedehnten Chats und Telefonaten zu persönlichen Themen. Leider konnten wir uns bislang noch nicht live treffen, aber ich hoffe, das schaffen wir auch noch irgendwann. 😉 Inzwischen beantwortet Christa schon mal meine Fragen zu ihrem Weg in die digitale Welt:

Bitte stelle Dich kurz vor (Name, Ort, Tätigkeit, Website, Facebook, Twitter, Google+, drei Hashtags)

Ich heiße Christa Goede und lebe in Offenbach. Seit 12 Jahren arbeite ich freiberuflich als Texterin, Konzeptionerin, Bloggerin und Social Media-Managerin, halte Vorträge und gebe Workshops. Und dann schreibe ich auch noch amüsante Kurzgeschichten – denn in meinem Kopf gibt es so viele Dinge und Ideen, die in irgendeiner Form aufgeschrieben werden wollen 😉

Darüber hinaus bin ich Besitzerin von “Profilleichen” in ganz vielen anderen Netzwerken, denn ich teste leidenschaftlich gerne alles, was irgendwie nach Social Media aussieht.

Meine Hashtags lauten: #text #websites #socialmedia

Seit wann bist Du online unterwegs, wann hast Du angefangen zu bloggen und wann bist Du dem ersten sozialen Netzwerk beigetreten? Wie bist Du dazu gekommen?

Ich glaube irgendwann 1994 bekam ich als Studentin von der Uni Frankfurt den ersten eigenen Internetzugang für Zuhause – meine Güte, war das großartig: Analogmodem einstöpseln, Gequake abwarten und schon war ich mittendrin in dieser Welt, die für mich damals noch fast ausschließlich aus IRC-Chats und animierten GIFs bestand. Ich habe eigentlich in jeder freien Minute gechattet! Denn ich fand es total aufregend zu so gut wie jedem Thema einen Channel zu finden, auf dem man ‚einfach so‘ mit echten Cracks tippen konnte. Meine erste, eigene Mailadresse hatte ich dann bei Hotmail – mit einer fünfstelligen Kennnummer. ICQ war auch lange Zeit fester Bestandteil meines Onlinelebens, denn auch hier konnte ich mir die ganze Welt an meinen Schreibtisch holen – Wahnsinn.

2004 habe ich dann mein Xing-Profil eröffnet: Damals war ich schon selbstständig und hatte angefangen, über dieses Netzwerk Kunden zu akquirieren. In Sachen Blog bin ich eine echte Spätzünderin: Meine ersten Blogbeiträge habe ich erst 2010 geschrieben. Gelesen habe ich Blogs schon viel früher – aber irgendwie fehlten mir die Lust und der Mut (und auch die Ideen ;o)) für ein eigenes Blog.

Gab es Menschen, die Dich persönlich oder durch Ihre Veröffentlichungen bei Deinem Einstieg ins Social Web begleitet haben?

Mich haben viele Menschen inspiriert – meine Netzwerk-Kollegin Biggi Mestmäcker zum Beispiel mit ihrem Blog Pommeswelt, das es schon seit 2002 (!) gibt. Oder Kerstin Hoffmann mit dem PR-Doktor. Oder Klaus Eck mit dem PR-Blogger. Oder auch du, liebe Annette! Gern lese ich auch alles, was Wibke Ladwig zu schreibt – gerade ging ja leider die wunderbare Geschichte mit der Orgelmaus zu ende *snüff*.

Ganz wichtig sind und waren für mich auch viele politische Blogs: So lese ich beinahe täglich bei netzpolitik.org oder publikative.org. Da merkt man wohl, dass ich vor Urzeiten mal Politikwissenschaften studiert habe 😉

Wie hat sich Dein Weg in Sachen digitale Kommunikation dann bis heute weiterentwickelt (nenne die wichtigsten Meilensteine)?

Der Beginn der digitalen Kommunikation waren für mich eigentlich Newsletter: Ich habe in den ersten Jahren meiner Selbstständigkeit sehr oft Newsletter betextet – für den Printbereich hatte ich das schon gemacht, als ich noch fest angestellt war.

Mitte der 2000er Jahre habe ich dann als feste Freie bei der Konzeption großer Websites und E-Shops mitgewirkt – zum Beispiel im Onlineteam eines Automobilzubehör-Spezialisten. In dieser Zeit bin ich dann auch das erste Mal mit Content-Manangement-Systemen in Kontakt gekommen: Endlich konnte sogar ich Websites problemlos selbst pflegen und ergänzen (ich hab‘s nicht so mit HTML ;-))! Mit den steigenden Zugriffszahlen wurden dann auch die digitalen Servicekanäle immer wichtiger – damals saß ich zum Beispiel auch in einem Team, das laut über die Vernetzungspotenziale zwischen Website und Customer-Relationship-Management-Tools nachdachte – inklusive individuell angepasster und zugesteuerter Inhalte. Vieles, was heute selbstverständlich ist, war damals noch eine große – für viele Marketingkollegen auch irgendwie vollkommen verrückte – Vision. Aber ich mag das Wort NEIN nicht. Und Denkverbote mag ich schon mal gar nicht!

Zum Jahreswechsel 2011-12 habe ich mich dann als Freiberuflerin komplett neu erfunden: Ich bin heute unter Klarnamen aktiv (früher Textschneiderei) und habe mich auf kleine und mittelständische, inhabergeführte Unternehmen spezialisiert. Diese Kundengruppe berate ich in Sachen digitaler Kommunikation und erstelle Konzepte und Texte für Websites – denn hier ist Platz für Ideen und genug Spielraum, um Neues auszuprobieren.

Der wichtigste Meilenstein hin zur Social-Media-Professionalisierung war meine Teilnahme an der Social-Media-Weiterbildung an der Fachhochschule Köln im Jahr 2012 – die wissenschaftliche und detailreiche Auseinandersetzung mit komplexen Themen, die mich wirklich brennend interessieren, macht mir einfach Spaß. ;o))

Gibt es Fehler, die Du auf Deinem Weg gemacht hast und wie können andere diese vermeiden?

*lach* Wo soll ich anfangen? Ich glaube, ich habe so gut wie jeden Fehler gemacht, den man nur machen kann – und ich mache natürlich auch heute noch Fehler. Doch hier kommt das ins Spiel, was ich an Social Media so liebe: Man kann sich ausprobieren, Dinge testen, Sachen versuchen. Es gibt nicht den einen, garantiert richtigen Weg, sondern es gibt unendlich viele Wege, die alle richtig sein können – man muss es eben ausprobieren. Und wenn man scheitert, steht man wieder auf, analysiert, was schief gegangen ist, richtet das Krönchen und weiter geht’s. ;o))

Da ich in einem Bereich arbeite, der sich so rasend schnell entwickelt und verändert, gehört wohl diese spielerische Lust am Ausprobieren dazu – genau wie eine hohe Frustrationstoleranz. Meine Bloggerei war am Anfang zum Beispiel sehr mühselig, und ich hatte das Gefühl, niemand außer mir liest meine Beiträge. Aber irgendwann hatte mich der Ehrgeiz gepackt und ich wollte mir beweisen, dass ich auch für mich persönlich und nicht „nur“ für andere Unternehmen bloggen kann – es hat geklappt!

Welche Wege empfiehlst Du Einsteigern oder denen, die sich in Sachen digitale Kommunikation fortbilden wollen?

Die Fachhochschule Köln und ihren breit aufgestellten Kurs zum Social Media-Manager. Der Kurs ist bezahlbar und nach Meinung von späteren Teilnehmern auch immer noch gut.

Noch viel wichtiger ist aber die Erfahrung: Denn in Social Media muss man manchmal in Sekunden Entscheidungen treffen, die große Auswirkungen haben können. In diesem Job muss man ein Gefühl für Menschen, Situationen und für kommunikative Zusammenhänge entwickeln – und das braucht seine Zeit. Ich kenne exzellente Social Media-Manager, die vollkommen ohne Zertifikat einen super Job machen!

Welches ist Dein bevorzugtes soziales Netzwerk und warum?

Ich liebe Facebook. Diese einmalige Gemengelage aus Privat- und Arbeitsleben, die vielen News, Fotos, Videos und die spannenden Diskussionen – auf Facebook kann ich Stunde um Stunde prokrastinieren und nebenbei auch noch arbeiten. ;o)) Denn mein wunderbarer Arbeitsplatz und meine durchgeknallte Spielwiese liegen dort in unmittelbarer Nachbarschaft!

Welche aktuellen Entwicklungen in der digitalen Kommunikation findest Du besonders spannend?

Die rasante Entwicklung bringt etwas mit sich, was ich ziemlich großartig finde: Authentizität und Transparenz werden auch für Unternehmen immer wichtiger. Leere Marketingversprechen wie „Wir sind die Besten und Geilsten, weil wir einfach toll sind!“ weichen Inhalten, die echten Nutzen für die Zielgruppe bieten.

Und auch die persönliche Note eines Einzelunternehmers oder einer Unternehmenspersönlichkeit rückt in den Fokus: Das zeigt sich zum Beispiel an Website-Texten, die immer öfter in einer individuellen Sprache verfasst werden und im Idealfall auch die Haltung und das Wertesystem des Unternehmens spiegeln. Kurz: Austauschbare Stromlinienform ade, es lebe die Persönlichkeit mit ihren Ecken und Kanten – jippieh!

Gibt es noch etwas, das Du den Lesern zum Thema Social Web oder digitale Kommunikation allgemein mitgeben möchtest?

Ich denke, dass Social Media in den nächsten Jahren ein fester Bestandteil des Lebens aller Menschen werden wird, die Zugang zum Internet haben: Social Media werden tief verankert werden in unserem Alltag. Die letzten Grenzen zwischen „realem Leben“ und „Internet“ werden fallen – und die meisten von uns werden das nicht mal bemerken. ;o))

In Sachen Social Media werden mehr und mehr echte Persönlichkeiten gefragt sein, die mit Herzblut und persönlicher Note arbeiten – das gilt für die Unternehmen genau so wie für die Mitarbeiter. Denn eins ist sicher: Nur die Unikate stechen aus der Masse der Angebote heraus und bleiben den Menschen im Gedächtnis. Die Zeit der beliebigen Werbung mit nicht überprüfbaren Marketingversprechen ist vorbei, was ein Glück.

 

Vielen herzlichen Dank für Deine Antworten, liebe Christa! 🙂

Als nächstes wird Robert Basic von seinem Weg ins Web erzählen.
Alle Interviews dieser Reihe können nachgelesen werden unter
http://www.annetteschwindt.de/tag/meinweginsweb/


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