Wie die Dokumentation zur Europatour #FürMiliana abläuft

Wie einige schon mitbekommen haben, dokumentiere ich derzeit die Europatour #FürMiliana, die Gunnar Sohn auf seinem E-Bike unternimmt, um an das Engagement seiner Anfang Mai plötzlich verstorbenen Frau gegen Rechts und für die europäische Idee anzuknüpfen.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Das Ganze kam spontan zustande, als ich Gunnars Video sah, in dem er sein Vorhaben ankündigte. Wir sind ja schon länger vernetzt und spätestens seit dem SMCBN auch gut miteinander bekannt. Vorher hatte er mich bereits mit Liveschaltungen in Barcamps und Co. unterstützt, als es noch nicht so selbstverständlich war, Leute per Skype, Hangout o.ä. zuzuschalten.

Miliana konnte ich leider nicht mehr persönlich kennenlernen. Wir waren gerade dabei gewesen, einen Termin für ein Treffen zu viert zu finden, als sie verstarb. Nun kann ich nur noch auf diesem Wege mehr über sie erfahren.

Natürlich verfolge ich Gunnars Arbeit als Livestreamer schon lange und weiß, wieviel Arbeit allein das macht. Als er dann von Videotagebuch sprach, fragte ich mich, wie er das denn bewältigen sollte, und schlug vor, ihm als „Basislager“ für seine Tour zu dienen.

Die Dokumentation vorbereiten

Um der Dokumentation einen Rahmen zu geben, schlug ich vor, fuermiliana als Domain zu sichern und mit einer WordPress-Website zu bestücken, auf der wir das Videotagebuch als Blog führen und auf den statischen Seiten über die Hintergründe informieren können.

Gunnar wählte dafür allerdings wordpress.com, was für mich erst einmal eine Umgewöhnung bedeutete. Ich arbeite lieber mit selbstgehostetem WordPress, um mehr individuell anpassen zu können. So sind wir in den Gestaltungsmöglichkeiten zwar eingeschränkt, aber es kommt ja auf die Inhalte an.

Leider fingen wir relativ spät mit all dem an, so dass kaum noch Zeit für Absprachen und weitere Vorbereitungen blieb. Statt dessen improvisieren wir on the go und finden immer weiter in eine gemeinsame Routine. Dazu trug auch positiv bei, dass Guido die ersten vier Tage mit auf der Tour war. Er hat mit mir schon an der Dokumentation beim SMCBN gearbeitet, kennt daher meine Arbeistweise und konnte Gunnar auch mal das Fotografieren oder Telefonieren abnehmen.

Screenshot aus dem Video vom Abschied aus Maasmedchelen von Michael Zachrau: Guido im Twizy und Gunnar auf dem E-Bike winken
Guido im Twizy und Gunnar auf dem E-Bike bei der Abfahrt am 2. Tag aus Maasmechelen/Belgien.
(Video: Michael Zachrau)

Der tägliche Ablauf der Dokumentation

Material sammeln

Ich habe mir auf dem Smartphone für Gunnar (und Guido) Benachrichtigungen auf all den Kanälen eingerichtet, wo er etwas postet oder live geht. So bekomme ich meist sofort mit, wenn es etwas Neues gibt und kann gleich kommentieren, mich am Gespräch mit den anderen beteiligen sowie passende Links finden (z.B. von Bikeshops, Campingplätzen oder Hotels). Ich chatte und telefoniere mit seinen Wegbegleitern, die mir z.T. auch eigenes Material liefern.

Außerdem verfolge ich seinen Weg mittels des GPS-Trackers, den ihm Guido mitgegeben hat. Dieses Gadget (eigentlich für Vierbeiner 😉 ) hat uns schon öfter sehr geholfen, vor allem, wenn etwas nicht planmäßig lief. So konnte ich bereits sehen, ennn etwas schief lief, bevor mich jemand dazu kontaktieren konnte. Gerade wenn Gunnar allein unterwegs ist, dient das auch seiner Sicherheit.

Am späten Nachmittag fange ich dann an, die geposteten Fotos von Facebook herunterzuladen, den Embed-Code der Livevideos oder sonstiger hochgeladener Videos zu kopieren und die Infos, die ich daraus ziehen kann, in die richtige Reihenfolge zu bringen. Die Fotos werden sprechend benannt und komprimiert, damit sie optimal fürs Bloggen vorbereitet sind, und in einen eigenen Ordner, der nach dem Tag benannt ist, abgespeichert.

Tagesordneransicht mit Bildern, Videoliste, Karten
Ansicht eines der Tagesordner aus der Dokumentation #FürMiliana

Schreiben und Ergänzen

Meist fange ich da schon an, den Artikel zu schreiben, sichere ihn als Entwurf und ergänze ihn fortlaufend, wenn weitere Infos reinkommen. Je nach den Ereignissen des Tages und dem vorhandenen Fotomaterial suche ich ein passendes Bild aus, das ich als querformatiges Titelbild benutzen kann. Gibt es dafür nichts Passendes, mache ich einen Screenshot aus der Vollbildansicht eines der Livevideos.

Wenn ich schließlich sehe, dass Gunnar angekommen ist, oder – bei all den Planänderungen – sich nicht mehr weiterbewegt, chatte oder telefoniere ich nochmal mit ihm und stelle ggf. Fragen zu Postings, bei denen mir Infos fehlen. Danach wird der Artikel fertig geschrieben, bei Bedarf auch hier und da angepasst oder erweitert.

Zum Schluss mache ich noch einen Screenshot von der Tagesroute, die der Tracker aufgezeichnet hat. Wenn es noch besondere Vorkommnisse im Streckenverlauf gab, gibt es auch nochmal einen detaillierteren Screenshot extra. Diese werden dann am Ende ergänzt und dann kann der Beitrag des Reisetagebuchs online gehen.

Detailkarte von Gunnars Irrfahrten um Grenoble
Detailkarte von Gunnars Irrfahren um Grenoble

Sharing und Nachträge

Ich sage den Beitrag noch auf Facebook und Twitter weiter, von wo ihn Gunnar, Guido und andere dann spätestens am Folgetag weiterteilen. Dann mache ich Feierabend. Ab und zu kommt spät noch was dazu, das ich dann noch ergänze.

Je nach Netzabdeckung auf Gunnars Tour gibt es am folgenden Tag noch einen oder mehrere Nachträge, die dann je nach Menge in den vorhandenen Artikel eingearbeitet, oder als eigener Beitrag veröffentlicht werden. Ist ein Speicherordner pro Tag abgeschlossen, stelle ich eine Kopie in die Cloud, in der Gunnar und ich Material sammeln.

Was wir bisher gelernt haben

Gunnar hätte von unterwegs sowohl aus Zeit- und Kraftgründen als auch aus Netzabdeckungsgründen nicht die Möglichkeit gehabt, mehr als die Postings in Social Media zu veröffentlichen. Das Reisetagebuch im Blog obendrein zu führen, ist schlicht zuviel für denjenigen auf Tour. Außerdem habe ich von außen einen besseren Blick fürs Ganze und kann ggf. fehlende Infos selbst beschaffen oder von ihm erfragen.

Technische Lektionen

  • Hashtags mit Umlaut werden auf manchen Plattformen mit beiden Schreibweisen (hier: ü und ue) in einen einzigen Feed gepackt, in anderen nicht (Twitter: Ja, Facebook/Instagram: Nein). Also entweder eine bestimmte Schreibweise festlegen, oder Umlaute vermeiden.
  • Fotos herunterladen, die von Instagram automatisiert nach Twitter und Facebook crossgepostet werden, klappt nur via Facebook. Denn Instagram erlaubt kein Herunterladen und Twitter zeigt das Foto dann nur als Instagram-Link. (Es sei denn, man arbeitet z.B. mit ifttt!)
  • Videos im Hochformat sprengen beim Einbetten in wordpress.com den Desktop-Bildschirm. Also besser immer im Querformat machen, wenn sie auch eingebettet überall gut aussehen sollen.
  • Firefox blockt ab Version 57 standardmäßig Tracking, so dass in wordpress.com eingebettete Facebook-Videos in Windows nicht oder fehlerhaft dargestellt werden. Auf Mac gibt es das Problem nicht. Also Chrome benutzen, dann ist alles gut.

Was ich persönlich gelernt habe

Collage zu meinen bisherigen Dokumentationsprojekten

Ich hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass ich ähnliche Projekte ja schon gemacht habe, bevor ich überhaupt digital unterwegs war. Und dann immer wieder seit ich mich im Web bewege, was mir wirklich großen Spaß macht. Denn dabei kann ich alle meine Fähigkeiten in einem Projekt vereinen: journalistisches Schreiben, Bloggen, Projektkommunikation, WordPress, Organisation, Öffentlichkeitsarbeit, Portraitfotografie, Fremdsprachen nutzen, Dinge so zusammenfassen, dass andere sie nachvollziehen können…

Deshalb habe ich meine bisherigen wichtigsten Erfahrungen in Sachen Dokumentation in einem eigenen Bereich auf meiner beruflichen Website zusammengefasst. So können sich andere, die an einer Zusammenarbeit interessiert sind, informieren und mich kontaktieren.

Es wäre außerdem super, wenn ich künftig öfter mit Guido und Gunnar bei solchen Projekten zusammenarbeiten könnte. Wir geben nämlich ein verdammt gutes Team ab! 🙂


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