In medias mäsaaasch

von Annette Schwindt


„Wer braucht Männer“ – Dieses Motto gönnten meine beste Freundin und ich uns nach unserer Studienzeit einmal im Monat und trafen uns ohne Anhang zum „autonomen Frauenabend“. Zunächst beschränkten sich diese Treffen auf Pasta mit Lachs, Ströme von Weißwein oder Sekt zusammen mit Videos wie Bridget Jones oder Sinn und Sinnlichkeit. Als ich dann aber mein neues Domizil über einer Cocktailbar mit Club bezog, wandelte sich unser Ritual in gemixtes Hochprozentiges mit Abtanzen. Und getreu der autonomen Absichten wurde dabei fröhlich über an- und abwesende Herren gelästert. Bis eines Abends…

Wir hatten uns nach zwei Caipis in den Club begeben, um ein wenig zu tanzen. Nach einer Weile ging ich zur Seite, um etwas zu trinken. Da spürte ich plötzlich eine Hand auf meinem Oberschenkel in drängendem Streicheln begriffen. Die Hand gehörte zu einem gut gebauten, großen Afroamerikaner, der mir tief in die Augen blickte und säuselte: „You’re so gorgeous! I have been watching you all night and yesterday and saturday night“. Ich war tatsächlich an besagten Tagen im Club gewesen. Aber so leicht ließ ich mich nicht beeindrucken und fragte prompt zurück: „And what did I wear?“ Der Mann, der sich als „Dooon“ vorstellte, konnte mir jedes Detail meines Outfits an diesen Tagen beschreiben. Derart überrumpelt, ließ ich mich auf die Tanzfläche geleiten und erlebte „Dooons“ sexy Hüftschwung.

Diese Gelegenheit nutzte einer der anderen Tänzer und näherte sich mutig meiner Freundin. An Selbstbewustsein schien es ihm nicht zu mangeln, auch wenn er einen guten Kopf kleiner war als sie. Dann die subtilste Anmache der Geschichte: „HEÄR! Doin schwatza Beehaa macht misch voll geil!“, grinste der Kerl sie an. Solch pfälzische Direktheit stieß bei meiner aus München stammenden Freundin zunächst auf Sprachbarrieren. „Wie bitte?“, fragte sie verblüfft. „DOIN SCHWATZA BEEEHAAAA MACHT MISCH VOLL GEIL, hawwisch gsaat“, brüllte er zurück.

„Dooon“ versuchte inzwischen, unseren Kontakt weiter zu intensivieren. Er habe gehört, dass ich hier im Haus wohne und er müsse ja noch sooo weit fahren. Ob er denn nicht bei mir übernachten könne. Er biete mir im Gegenzug auch eine ausführliche „Mäsaaasch“ an. Das ging mir dann doch zu weit. Ich verwies ihn also darauf, dass meine Freundin bereits bei mir übernachtete und meine Wohnung recht klein sei. Doch das störte ihn wenig. „I can sleep on your couch“, schlug er vor. Aber da schlief ja mein Gast. „Then I sleep in your bed“, freute sich „Dooon“. Netter Versuch. „Okay beside your bed“, lenkte er ein. Aber auch „under your bed“ führte nicht zum gewünschten Erfolg. Pech für „Dooon“.

Meine Freundin hatte derweil noch immer mit dem Pfälzer zu kämpfen, der Andi hieß. Kaum hatte sie seinen Ausspruch vom Büstenhalter verstanden, lachte sie laut auf und antwortete ihm: „Ja sag mal! Du gehst ja gleich in medias res!“ Doch da hatte sie die Rechnung ohne die rudimentäre Allgemeinbildung ihres Gegenübers gemacht. „Wuuu geh isch hie?“, fragte der verständnislos. „IN MEDIAS RES“, überbrüllte sie das Gewummer aus den Lautsprechern. Da hellte sich Andis Miene auf und er strahlte: „Hajoooo, do muss ma monschmool hiegeehe, gell?“

Creative Commons License


Diesen Beitrag weitersagen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert